Im ostukrainischen Gebiet Donezk halten die Kämpfe um die Stadt Bachmut zwischen russischen und ukrainischen Truppen an. Auch in Richtung des acht Kilometer nördlich gelegenen Soledars habe es russische Vorstöße gegeben, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstag mit. Russische Angriffe an mehreren Orten südlich von Bachmut seien hingegen größtenteils abgewehrt worden, hieß es. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben nicht.
Der ukrainische Generalstab berichtete darüber hinaus von einem russischen Angriff im Norden des Chersoner Gebiets an der Grenze zur benachbarten Region Dnipropetrowsk. Kiew nährt seit Wochen Hoffnungen, in dieser Region eine Gegenoffensive zur Rückeroberung des Südens zu starten.
Schwere Beschüsse
Den Kiewer Angaben zufolge wurden entlang der gesamten Frontlinie ukrainische Positionen in den Gebieten Charkiw, Donezk, Saporischschja, Cherson und Mykolajiw durch russische Artillerie beschossen. Die russische Luftwaffe habe zudem an vier Orten Angriffe auf ukrainische Stellungen geflogen.
Trotz fehlender größerer Erfolge in den vergangenen Wochen läuft für Russlands Armee im Osten der Ukraine nach eigener Darstellung alles nach Plan. "Nach der Übernahme der Kontrolle auf dem Gebiet der Volksrepublik Luhansk wird die Volksrepublik Donezk planmäßig befreit", sagte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag der Agentur Interfax zufolge.
Russland hatte Anfang Juli die Eroberung der ostukrainischen Region Luhansk verkündet - im benachbarten Donezk seitdem allerdings nur verhältnismäßig geringe Geländegewinne verzeichnet. Schoigu zählte sechs Ortschaften in Donezk auf, die seine Truppen zuletzt erobert haben sollen.
Im Donbass unterlegen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Unterlegenheit seiner Armee im Kampf um den Donbass eingeräumt. Trotz Lieferungen von US-Raketenartillerie sei Russland bei schweren Waffen und Personal im Vorteil, sagte Selenskyj am Dienstagabend in seiner täglichen Fernsehansprache. "Das ist im Kampf sehr deutlich zu spüren, vor allem im Donbass. Es ist einfach die Hölle dort. Worte können es nicht beschreiben."
Optimistischer hatte sich zuvor der Gouverneur der von Russland besetzten südukrainischen Region Cherson geäußert. Die dortige ukrainische Gegenoffensive mache Fortschritte, sagte Dmitri Butri am Dienstagabend im ukrainischen Fernsehen. Seit der Invasion seien 53 Ortschaften zurückerobert werden, um neun mehr als am Montag.
Russland hatte in der ersten Phase des Krieges weite Teile der Südukraine erobert. Mithilfe von Langstreckenwaffen aus westlicher Produktion hat die Ukraine eine Gegenoffensive gestartet.
"Befreiungskrieg"
Immer wieder rechtfertigt Moskau seinen schon mehr als fünf Monate dauernden Angriffskrieg mit einer angeblichen "Befreiung" des Nachbarlands von Nationalisten. Die Ukraine will verloren gegangene Gebiete auch mithilfe westlicher Waffen zurückerobern und startete zuletzt eine teilweise erfolgreiche Gegenoffensive im südlichen Gebiet Cherson.
Schoigus Aussagen zufolge soll die russische Armee in den vergangenen Wochen unter anderem sechs Abschussanlagen für aus den USA gelieferte Himars-Raketen, fünf für Geschoße des Typs Harpoon sowie 33 M777-Haubitzen zerstört haben. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht. Außerdem sei das wichtige Kohlekraftwerk Wuhlehirsk mittlerweile unter russischer Kontrolle, sagte Schoigu.
Das US-Verteidigungsministerium widersprach russischen Angaben, sechs von den USA gelieferte Himars-Raketenwerfer seien zerstört worden. "Wir sind uns dieser jüngsten Behauptungen von Herrn (Verteidigungsminister Sergej) Schoigu bewusst, sie sind komplett falsch", sagt der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Todd Breasseale.