Mit einem lautstark unterstützten Protest gegen die russische Führung hat die regierungskritische russische Punkband Pussy Riot am Donnerstagabend in Berlin ihre Europatournee mit 19 Auftritten begonnen. Mit dabei war auch die Aktivistin Maria Aljochina. Die 33-Jährige war zuvor aus Russland geflohen. Maria Aljochina saß wegen eines Instagram-Posts in russischem Hausarrest. Aljochina befinde sich nicht mehr auf russischem Staatsgebiet, sagte ihr Anwalt Daniil Berman am Dienstagabend laut Angaben der Agentur Interfax.
Basierend auf dem Buch "Riot Days" von Aljochina präsentierte die "Pussy Riot Anti-War Tour" ein Performance-Projekt aus Musik, Theater und Videoeinspielungen. Die Einnahmen des Konzertes sollten an minderjährige Flüchtlinge des Krieges und ein Krankenhaus in der Ukraine gehen.
Als Lieferantin verkleidet
Wie die "New York Times" berichtet, gelang Aljochina die Flucht mithilfe von Freunden. So habe sich die Aktivistin als Mitarbeiterin eines Essenslieferanten verkleidet. Die Zeitung veröffentlichte ein Selfie der kremlkritischen Musikerin. Darauf ist sie in der grünen Uniform eines Lieferservice zu erkennen, vermummt mit Schal und Mütze, die Kapuze ins Gesicht gezogen und auf dem Rücken den Wärmerucksack für Lebensmittel. Um nicht verfolgt werden zu können, habe sie ihr Handy in der Wohnung zurückgelassen.
Pussy Riot wurde vor zehn Jahren durch ein Konzert in einer Moskauer Kirche gegen Machthaber Wladimir Putin schlagartig weltweit bekannt. Aljochina wurde deswegen 2012 mit ihrer Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa zu zwei Jahren Straflager verurteilt. Ende 2013 wurden sie begnadigt und kamen frei. Aljochina geriet aber immer wieder ins Visier der russischen Strafverfolgungsbehörden, etwa im Zusammenhang mit Demonstrationen für den eingesperrten Kremlgegner Alexej Nawalny. Zuletzt stand sie unter Hausarrest.