Muss man anhand der vorherrschenden Omikron-Welle – mit 5496 Neuinfektionen hat die dominante Corona-Variante für mehr als eine Verdoppelung der Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche gesorgt – die geplante Impfpflicht neu überdenken?
In der ZiB 2 ließ gestern Abend der Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems aufhorchen. Der Gesundheitswissenschafter sprach da von Rekordzahlen an Infizierten in Österreich, man werde ein Ausmaß an Immunität erreichen, wie es diese in der Pandemie noch nicht gab.
Der Immunschutz, hervorgerufen durch Impfungen und Infizierungen, werde vor allem gegen schwere Infektionen schützen. „Ich glaube, man muss die Impfpflicht nach der Omikron-Welle neu bewerten“, so Gartlehner im Gespräch mit ZiB-Moderator Armin Wolf. Demzufolge sei es auch fraglich, ob breite Schichten eine weitere, vierte Auffrischungsimpfung benötigen. Dieser Booster sei vor allem für „vulnerable Gruppen“ (etwa ältere Personen) wichtig.
Gartlehner plädierte dafür, die Quarantäne-Regeln zu überarbeiten, da sonst bald „das halbe Land“ in Quarantäne sei. So empfiehlt er, dass sich negative Kontaktpersonen bereits nach drei bis vier (statt bisher fünf) Tagen freitesten können, positiv Getestete ohne Symptome nach fünf (statt zehn) Tagen.
"Schulen nicht zusperren"
Eine etwaige Schließung von Schulen, wie es sie im ersten Pandemie-Jahr gab, sieht er skeptisch: „Schulen sollten die letzten sein, die zusperren.“ Den Lockdown für Ungeimpfte hält er mangels Kontrollen für nicht besonders effektiv.
70,9 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben derzeit einen gültigen Impfschutz. Gestern gab es weitere 25 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus.