Die Corona-Situation ist nach wie vor nicht unter Kontrolle - am Sonntag wurde die Zahl von 14.042 Neuinfektionen gemeldet: Das ist einmal mehr Grund zur Sorge: üblicherweise wird am Wochenende weniger getestet, und die Zahlen sind daher an einem Sonntag niedriger.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen appellierte an die Bevölkerung: "Lassen wir uns nicht auseinander dividieren. Bilden wir eine starke, solidarische Gemeinschaft!"
Unabhängig davon, dass vieles von der Politik zu spät entschieden wurde, gehe es jetzt darum, "das Richtige zu tun". Es gehe darum, Menschenleben zu schützen und zu retten. "Ich bitte Sie, tragen Sie Ihren Teil dazu bei, dass wir diese vierte Welle so gut und so rasch wie möglich bewältigen", mahnte der Präsident.
10 Vorschläge für Regeln, an die wir uns innerhalb der nächsten Tage und Wochen ALLE halten sollten, um so rasch wie möglich aus der vierten Welle herauszufinden:
1 Halten wir Abstand!
Es ist erwiesen, dass sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte erkranken können und ansteckend sind, und dass die Delta-Variante aggressiver ist als alle Varianten zuvor. Noch mehr als zu früheren Zeiten der Pandemie sollten wir daher darauf achten, Menschen, die nicht im eigenen Haushalt leben, nicht zu nahe zu kommen - das gilt auch für Freunde und Bekannte. Im eigenen Haushalt gilt ebenfalls Abstand halten: Rund 82 Prozent der Fälle stecken sich in den eigenen vier Wänden an.
2 Lassen wir uns impfen!
Es ist erwiesen, dass die Impfung die Infektionsgefahr das Ansteckungsrisiko reduziert, Ansteckungsdauer und -intensität halbiert und vor schweren Verläufen schützt. Die Anmeldung für die dritte Impfung läuft, Erst- und Zweitimpfung sind an vielen Orten ohne Termin möglich. Nebenwirkungen gibt es, aber nur ganz selten sind sie schwerer Natur: Bisher wurden dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen 177 Todesfälle in zeitlicher Nähe zur Corona-Impfung gemeldet, nur in zwei Fällen gilt ein unmittelbarer Zusammenhang mit ausschließlich der Impfung erwiesen. Dem steht die Zahl der Corona-Todesfälle gegenüber - bis 19. November waren es 11.951.
3 Machen wir regelmäßig PCR-Tests!
Selbst Geimpfte und Genesene sind nicht ganz davor geschützt sich anzustecken. Das aggressive Delta-Virus macht vor ihnen nicht halt. Die Krankheit nimmt oft einen leichteren Verlauf, aber man ist ansteckend für Dritte, die es schlimmer erwischen kann. Für den Fall, dass man trotz Lockdown andere Menschen treffen muss und sich länger mit ihnen in einem geschlossenen Raum aufhält - und sei es die eigene Wohnung - ist der PCR-Test eine zusätzliche Absicherung, um andere nicht zu gefährden, und verlässlicher als der Antigentest. Im Notfall schafft auch ein Wohnzimmer-Antigen-Test zusätzliche Sicherheit.
4 Tragen wir Maske!
Selbst wenn Geimpfte oder Genesene sich mittels PCR-Test versichert haben, dass sie nicht krank sind, können sie bereits infiziert sein, und der Test schlägt noch nicht an. In diesem Fall ist es eine zusätzliche Absicherung, bei Begegnungen mit anderen eine FFP2-Maske zu tragen, auch dann, wenn diese nicht zwingend vorgeschrieben ist. FFP2-Masken schützen - sofern sie noch nicht zu lange getragen wurden - vor Ansteckung - und zwar in beide Richtungen.
5 Achten wir auf Hygiene!
Häufig Hände waschen und Desinfizieren - das ist uns über vier Corona-Wellen hinweg zum Mantra geworden. Die alte Regel - eine der ersten überhaupt - gilt noch immer, insbesondere nach Kontakt mit Türschnallen, Bus-Haltestangen, Einkaufswägen und ähnlichen Objekten, die von vielen Menschen berührt werden.
6 Stärken wir die Ängstlichen!
Viele, die noch nicht geimpft sind, haben Angst. Versuchen wir, sie nicht noch mehr zu verschrecken, sondern ihnen ihre Ängste zu nehmen: Durch das eigene Beispiel und durch Verweis auf die Fakten.
7 Bleiben wir zu Hause!
Reißen wir uns noch einmal am Riemen und halten wir durch, in der Hoffnung, dass dieser Lockdown für die Geimpften tatsächlich nur drei Wochen dauert. Es tut weh, unsere Lieben nicht sehen zu dürfen, und es ist lästig, schon wieder ins Home-Office verbannt zu werden. Aber vor kurzem noch hat es geheißen, die Zahl der Kontakte müsse um mindestens ein Drittel reduziert werden, wenn die Ansteckungszahlen sinken sollen. Das ist nur zu schaffen, wenn wir uns alle darum bemühen.
8 Schützen wir unsere Kinder - und uns vor einer Infektion durch unsere Kinder!
Die Schulen bleiben offen. Das ist einerseits gut so, andererseits kann einem Angst und Bange werden angesichts der 7-Tages-Inzidenzen bei den 6 - 24-Jährigen (zwischen 1300 und knapp 2000). Bei den 10 - 12-Jährigen sind es fast 5.000 - das heißt, eines von 20 Kindern ist infiziert, und jeder/jede mit dem Delta-Virus Infizierte steckt im Schnitt sechs andere an. Die Kinder und Jugendlichen werden am regelmäßigsten von allen getestet, aber die Tests schützen nicht vor Ansteckung. Lassen Sie Kinder und Jugendliche so bald wie möglich selbst impfen, halten Sie Abstand, vor allem wenn Sie selbst zu den gefährdeten Personen zählen, tragen Sie allenfalls auch Maske in den eigenen vier Wänden, wenn sie einander über einen längeren Zeitraum hinweg sehr nahe kommen. Wenn möglich, lassen Sie die Kinder zu Hause bleiben.
9 Vertrauen wir den Experten!
Vertrauen Sie jenen, die Sie selber kennen, denen, die Sie namentlich kennen und deren Ruf und Verdienste Sie recherchieren können, nicht dem Freund eines Freundes einer Freundin, nicht No-Names im Internet, nicht emotional aufgeschaukelten Stellungnahmen auf Basis von Halbwissen in diversen Foren.
10 Sehen wir der Gefahr ins Auge und bleiben wir dennoch optimistisch!
Für nahezu 100 Prozent der Infektionen zeichnet derzeit das Delta-Virus verantwortlich, Infizierte stecken doppelt so viele Menschen an wie Infizierte in den ersten Tagen der Pandemie, nämlich sechs statt drei andere Menschen. Die Pandemie ist nicht "vorbei", wie uns signalisiert wurde und wie wir es gerne glauben wollten. Aber in hoffentlich nicht allzu ferner Zeit ist sie eine Krankheit, wie andere auch, gegen die man sich impfen lassen kann und gegen die es auch Medikamente gibt. Tragen wir alle dazu bei, dass es eher früher als später dazu kommt!
Claudia Gigler