Nicht einmal für den Innenminister gab es in Israel eine Ausnahme. Unmittelbar nach der Ankunft am Ben-Gurion-Flughafen musste sich auch Karl Nehammer einem PCR-Test unterziehen. Der kombinierte Mund- und Nasenabstrich dauerte nur wenige Sekunden, ging schneller über die Bühne als in Österreich. Bis zur Vorlage des Ergebnisses musste sich auch Nehammer im Hotelzimmer in Quarantäne begeben. Der negative Bescheid kam per SMS.
Impfung ist Voraussetzung
Fast 20 Monate lang waren die Außengrenzen für Nicht-Israelis geschlossen, seit 1. November dürfen Touristen oder Geschäftsleute wieder einreisen - es sei denn, man ist ungeimpft. Wer sich dem Stich verweigert, wird nicht ins Land gelassen. Israel-Reisende müssen allerdings doppelt geimpft sein, wobei der zweite Stich maximal sechs Monate zurückliegen darf. Ein Delegationsmitglied musste in Österreich zurückbleiben.
Der Nehammer-Besuch in Israel ist von einer beklemmenden Parallelität überschattet. In Israel erreichten die Neuinfektionen am Höhepunkt der vierten Welle Anfang September 11.347 Fälle - fast gleich viel wie das einwohnermäßig fast gleich große Österreich am gestrigen Tag. Innerhalb weniger Wochen stürzten die Zahlen wieder in den Keller, auf 458 am Dienstag.
Dritte Impfung im Zentrum der Bekämpfung
Israel setzte bei der Bekämpfung der vierten Welle nahezu ausschließlich auf die dritte Impfung, Lockdown gab es keinen. Diese Woche wurde die Schwelle von vier Millionen Booster-Impfungen überschritten, die israelische Impfquote liegt bei rund 65 Prozent und ist mit der österreichischen nahezu ident. Der grüne Pass wird nachlässig kontrolliert, in Innenräumen trägt man die Maske unterhalb der Nase. In einem Punkt kennt Israel kein Pardon: Wer in Quarantäne ist, wird elektronisch überwacht (Standortdaten des Handys).
„Ich rufe alle Menschen in Österreich dazu auf, sich ihre Dritte Impfung zu holen, wenn die zweite Impfung bereits ein halbes Jahr alt ist. Israel ist das beste Beispiel. Das Land war in einer ähnlichen Situation wie Österreich jetzt und ein Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen die Pandemie war die Booster-Impfung. Israel zeigt, dass es wirkt“, so Innenminister Karl Nehammer bei seinem Besuch in Israel.
Österreichs Botschafterin in Israel Hannah Liko bestätigt, dass es im israelischen Parlament einen parteiübergreifenden Konsens über die Wichtigkeit von Impfungen gibt. Sollten hierzulande die Zahlen noch weiter ansteigen, könnte Österreich von Israel auf die rote Liste gesetzt werden.