Vier der fünf Parlamentsparteien haben am Mittwoch einen gemeinsamen Aufruf zur Corona-Impfung getätigt. Am Rande der Plenarsitzung des Nationalrats warben die Klubobleute von ÖVP, SPÖ, Grünen und NEOS eindringlich, die Möglichkeit einer Immunisierung wahrzunehmen. Argumentiert wurde mit gesundheitlichem wie wirtschaftlichem Nutzen.
SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner, selbst Impfmedizinerin, erinnerte bei dem gemeinsamen Medientermin an Impfungen, die eine Erfolgsgeschichte darstellten. Ob Mumps, Masern, FSME, tausende Todesfälle seien mit den Immunisierungen verhindert worden, die Kinderlähmung so gut wie ausgerottet. Daher Rendis Botschaft: "Impfen rettet Leben, das haben die vergangenen Jahrzehnte bewiesen."
Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer erinnerte daran, dass alle etwas von der Impfung hätten, nämlich den Schutz der Lieben und die Rückkehr in ein normales Leben, für das eine höhere Impfquote nötig sei. Daher stehe man gemeinsam hier "in den Farben getrennt, aber in der Sache geeint". Dabei versuchte Maurer auch Sorgen zu nehmen. Es gebe klare Beweise, dass die Impfung nicht zur Unfruchtbarkeit führe und ebensolche Studien, dass es zu keiner Zunahme von Fehlgeburten komme.
Meinl-Reisinger: Agitation gegen Impfung "dumm"
Für NEOS-Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger ist der gemeinsame Aufruf wichtig, auch wenn er früher hätte kommen sollen. Sie halte es für "dumm", wenn gegen die Impfung agitiert werde. Der Vier-Parteien-Auftritt sei aber zumindest für die NEOS keine Vor-Wahl-Aktion gegen die FPÖ.
Dass es solche Hintergedanken geben könnte, bestritt VP-Fraktionschef August Wöginger. Es gehe einzig darum, die Impfquote zu erhöhen und damit mehr Gesundheit zu gewährleisten, aber auch eine gute Entwicklung des Standorts. Zweifler wies Wöginger darauf hin, dass gemäß den aktuellsten Zahlen 89 Prozent jener, die auf Intensivstationen sind, nicht vollständig immunisiert seien. Eine Maßnahmen-Verschärfung nach Wiener Vorbild plant die Koalition aktuell nicht. Man bleibe beim vorliegenden Stufenplan, erklärte Wöginger.
Die FPÖ meldete sich nur von außen zu Wort. Klubobmann Herbert Kickl nannte in einer Aussendung die Vier-Parteien-Aktion "ein unverantwortliches Experiment der schwarz-grünen Bundesregierung, dem nun auch die so genannte Opposition auf dem Leim gegangen" sei.