Seit einigen Tagen lässt sich beobachten, dass die Corona-Zahlen nicht mehr in dem Ausmaß steigen wie in den letzten Wochen. Zwar bleibt die Lage in den Intensivstationen der Ostregion mehr als dramatisch. Alle anderen Parameter weisen eine, wie es im Regierungsjargon heißt, der sich übrigens der Sprache der Aktienmärkte bedient, „Seitwärtsbewegung“ auf.
Die Sieben-Tagesinzidenz ist von 254 (28. März) auf 227 gesunken, auch geht der Reproduktionsfaktor leicht zurück. Erstmals seit langem weist auch die für die heutige Sitzung der Corona-Kommission erstellte Prognose der führenden Modellrechner einen Abwärtstrend auf - von aktuell rund 3000 Neuinfektionen auf 2800 bis zum 14. April. Ist das die von allen erhoffte Trendwende? Hat die dritte Welle den Zenit überschritten? Sehen wir bald Licht am Ende des Tunnels? Oder ist es ein Ausreißer?
"Prognose mit erhöhter Unsicherheit"
Im Vor- und Umfeld der heutigen Sitzung der Corona-Kommission warnt man vor verfrühtem Optimismus, überzogenen Hoffnungen, falschen Schlussfolgerungen. „Die aktuelle Prognose ist mit erhöhter Unsicherheit behaftet“, heißt es in dem Papier, das der Kleinen Zeitung vorliegt. Man behalte sich eine Neubewertung der Lage am Freitag vor.
Warum Vorsicht geboten ist
Drei Gründe werden in dem Papier angeführt, warum es sich um einen Ausreißer handeln könnte: Durch die Schulferien seien in der Karwoche 1,2 Millionen Schüler nicht getestet worden, der Rückgang bei den Inzidenzen der 6- bis 15-Jährigen sei beträchtlich, man müsse von einer erhöhten Dunkelziffer ausgehen. Darüber hinaus bringen Feiertage immer Meldeverzögerung mit sich. Auch führe jedes lange Wochenende zu einem Rückgang des Testgeschehens.
Warum eine gewisse Hoffnung angebracht ist
Allerdings werden auch drei Aspekte ins Treffen geführt, die positiv stimmen: saisonale Effekte, also der beginnende Frühling, der die Menschen ins Freie treibt, die regionalen (Ostregion) und auch lokalen Lockdowns (Schwaz, Hermagor, Wiener Neustadt, Neunkirchen). Auch wenn die Impfungen noch nicht wirklich an Fahrt aufgenommen haben, haben sich bereits erste dämpfende Effekte eingestellt. Abhängig von der Dunkelziffer dürften 20 bis 35 Prozent der Bevölkerung bereits genesen geimpft und somit bereits immunisiert sein, was einen „messbaren Effekt auf die Infektionsdynamik zu nehmen beginnt.“
Keine Entwarnung in den Intensivstationen
In den Intensivstationen ist ob der Dominanz der britischen Variante derzeit keine Entspannung in Sicht. Österreichweit verbleibe der Belag „knapp unter der systemkritischen Auslastungsgrenze“, wobei Wien und Niederösterreich knapp drüber, das Burgenland und Oberösterreich knapp drunter liegen. Die Prognoserechner gehen von einem Anstieg des Belags auf Intensivstationen 583 auf 586 ansteigen und einer Senkung auf Normalstationen von 1.854 auf 1.824 aus.
Keine Lockerungen in Sicht
Um das Gesundheitssystem nicht weiter zu belasten, warnt die Corona-Kommission in ihren Schlussfolgerungen ausdrücklich vor Lockerungsschritten. Der Ost-Lockdown müsse beibehalten werden. Mit Sorge verfolgt man die Lage in Vorarlberg, die Öffnungsschritte sollten evaluiert werden.