Am Anfang schien alles klar zwischen dem britisch-schwedischen Unternehmen AstraZeneca und der EU. An vier Standorten sollten die 300 Millionen Impfdosen für die EU-Bürger hergestellt werden: Zwei Werke in Großbritannien, eines in Belgien, eines in den Niederlanden.
Soweit, so gut – bekannterweise kam alles anders. Die beiden Standorte im Vereinigten Königreich lieferten nach Wunsch, allerdings blieb bisher die gesamte Produktion in Großbritannien; die EU sieht das anders und will auch Lieferungen von dort, der Streit darüber ist noch im Gange. Bleiben also immerhin noch die beiden Werke auf EU-Gebiet. Jenes in Belgien war laut AstraZeneca das, in dem es Anlaufschwierigkeiten gab, damit wurde zunächst der erste Lieferengpass begründet. Bliebe also noch das Werk in den Niederlanden – doch dort gib es nun wieder andere Probleme.
AstraZeneca hat die Produktion an das Subunternehmen Halix ausgelagert. Doch während der Hersteller seine Zusagen eins ums andere Mal nach unten revidiert, berichtet nun die „Financial Times“ darüber, dass das Halix-Werk noch immer auf seine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wartet. Laut AstraZeneca wird es diese am 25. März erhalten, die EMA selbst wollte sich nicht exakt auf dieses Datum festlegen.
Das führt zur erschütternden Bilanz: Statt von vier Produktionsstätten, wie vereinbart, kommen die Impfdosen für die EU derzeit nur von einer einzigen – und das ist die mit den „Anlaufschwierigkeiten“.
Damit nicht genug, wollte der global tätige Hersteller eigentlich die US-Produktion zur Abfederung der Ausfälle heranziehen; in den USA gibt es tatsächlich Millionen fertiger Dosen, doch diese können erst dann in die EU geliefert werden, wenn Amerika seine eigenen Impfpläne erfüllt hat. Das sei, so heißt es dort, kein „Exportbann“; für die EU kommt es bis auf weiteres einem solchen gleich, denn in den USA ist das Produkt noch gar nicht zugelassen.
(Keine) Eile mit der Zulassung
Aber zurück in die Niederlande. Hier scheint es auf den ersten Blick unklar zu sein, wo der Hund begraben liegt – auf EU-Seite wartet man auf wichtiges Datenmaterial, auf Firmenseite sagt man, es sei alles im Laufen, man warte auf Freigabe. Doch ohne entsprechende Anträge und Unterlagen des Herstellers kann auch das Genehmigungsverfahren nicht abgeschlossen werden. In der Zwischenzeit läuft dort die Impfstoffproduktion laut „FT“ aber dennoch bereits auf Hochtouren – aber eben nicht für die EU. Niederländische Medien äußerten inzwischen den Verdacht, hier werde ebenfalls nur für Großbritannien produziert, damit ließe sich auch erklären, warum man es mit einer Zulassung durch die EU nicht wirklich eilig habe.
In Brüssel reagiert man zunehmend unwirsch. Die versprochenen Dosen (ursprünglich waren 180 Millionen für das zweite Quartal geplant) werden nicht annähernd geliefert, wahrscheinlich geht sich nicht einmal die Hälfte aus. Der Impfstopp für AstraZeneca in immer mehr europäischen Ländern könnte sich nun zumindest als Druckmittel für das Unternehmen erweisen, dessen Ruf in Europa ohnehin schon ramponiert ist.