Für einen kurzen Moment war es so, als wäre er nie weg gewesen. Zu den Klängen von „God Bless The USA“ kam Ex-Präsident Donald Trump eine gute Stunde nach der angekündigten Zeit aus der Kulisse im Hyatt Regency Orlando. Langsam wanderte das ehemalige Staatsoberhaupt über die Bühne, sog den anhaltenden Applaus seiner Zuschauer auf und die „USA! USA!“-Sprechchöre, die seine Rallies in den vergangenen Jahren stets begleitet hatten. Dann trat er an das Rednerpult und fragte: „Vermisst ihr mich schon?“
Der frenetische Empfang für den Ex-Präsidenten war keine Überraschung. Schließlich hatte Trump den Ort für seine Rückkehr auf die öffentliche Bühne gut ausgewählt. Die Rede fand auf der CPAC statt, der Conservative Political Action Conference, einem jährlichen Treffen der konservativen Aktivistenbasis der republikanischen Partei. In der jüngeren Vergangenheit hatte die Veranstaltung stets in der Hauptstadtregion um Washington, DC, stattgefunden. Doch in diesem Jahr flohen die Organisatoren nach Orlando im US-Bundesstaat Florida, wo die Corona-Auflagen deutlicher laxer sind. Dass Trumps Alterssitz Mar-a-Lago in Palm Beach nur eine kurze Autofahrt entfernt liegt, dürfte bei der Verlegung in den Sunshine State zudem eine Rolle gespielt haben.
Testbühne für Kandidatur 2024
Es dürfte für Trump jedoch mehr als nur ein begeistertes Publikum und eine kurze Anfahrt dafürgesprochen haben, ausgerechnet auf der CPAC sein Comeback zu feiern. Die Konferenz gilt traditionell als Testbühne, auf der potenzielle Präsidentschaftskandidaten ihre Botschaften ausprobieren können. Gerade mögliche Bewerber vom rechten Flügel der Republikaner brauchen die Unterstützung der Aktivisten, wenn sie die Nominierung ihrer Partei gewinnen wollen.
Entsprechend hatten sich auch einige republikanische Politstars nach Orlando aufgemacht, um ihren Rückhalt an der Basis auszutesten. Unter ihnen waren auch die Senatoren Josh Hawley aus Missouri und Ted Cruz aus Texas, die am 6. Januar Einspruch gegen die Zertifizierung von Joe Bidens Wahlsieg erhoben hatten und damit aus Sicht ihrer Kritiker den Sturm aufs Kapitol mit ausgelöst hatten.
Trumps Auftritt signalisierte den Kandidaten im Wartestand nun, dass mit ihm immer noch zu rechnen ist. Zwar verzichtete er darauf, eine weitere Bewerbung ums Weiße Haus direkt anzukündigen, doch an Anspielungen mangelte es nicht. „Die Demokraten verdienen, das Weiße Haus in vier Jahren zu verlieren“, so der Ex-Präsident. „Tatsächlich haben sie es ja gerade verloren“, beharrte der Ex-Präsident auf der Lüge, ihm sei der Wahlsieg im November gestohlen worden. „Und vielleicht schlage ich sie ja ein drittes Mal.“
Trump bleibt ein Machtfaktor
Eine Rückkehr ins Präsidentenamt wäre für den Abgewählten eine Möglichkeit, seine Niederlage auszugleichen. Die Unterstützung des CPAC-Publikums hätte er zumindest sicher. In einer Umfrage sprachen sich sieben von zehn Teilnehmern für eine erneute Kandidatur des abgewählten Staatsoberhaupts aus.
Ob Trump in drei Jahren tatsächlich noch einmal antreten wird, ist indes eine andere Frage. Seine Bilanz als Wahlkämpfer ist durchwachsen. Auch laufen gegen ihn mehrere juristische Ermittlungen, die seine politische Zukunft jäh beenden könnten. Trotzdem hat sein Empfang bei der CPAC noch einmal unter Beweis gestellt, wie groß sein Einfluss auf einen wichtigen Teil der Partei ist. Der Ex-Präsident wird damit auf absehbare Zeit ein Machtfaktor bleiben.
unserem Korrespondenten Julian Heißler aus Washington