Die Gastro drängt - die vielen Schließungsmonate bringen viele trotz der Corona-Hilfen an den Rand der Existenz. Freitagvormittag gab es den nächsten Gipfel im Kanzleramt, die in Quarantäne befindliche Tourismusministerin Elisabeth Köstinger schaltete sich via Video zu. Die Vertreter von Gastronomie, Tourismus und Freizeitwirtschaft, angeführt von Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer kämpften darum, Aussicht auf eine Öffnung zu bekommen, die diesen Namen auch verdient.
Viele Ideen standen im Raum - angefangen von Öffnungszeiten nur bis 18 Uhr, ein Öffnen nur der Schanigärten bis hin zu allen möglichen Überlegungen, wie Gästeregistrierung und Contact Tracing gewährleistet werden könnten. In einem Wunsch eint sich der vielstimmige Chor: Öffnen noch vor Ostern, das wäre für die Branche der rettende Anker, auf den sie hofft.
Eintrittstests als Tor zur Öffnung
Bei einer Pressekonferenz stellte Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag in Aussicht, dass die Eintrittstests als Schlüssel zu ersten Öffnungsschritten in den Bereichen Kultur und Sport, auch der Gastro dienen könnten, nachdem sie im Bereich der Friseure so erfolgreich waren. Bis zum 1. März werden die Infektionszahlen beobachtet, danach werde beschlossen, wie der weitere Pfad bis Ostern aussieht. Dasselbe gelte für die Lockerung der Bestimmungen für Alten- und Pflegeheime. Mit 1. März sei ein hoher Grad an Durchimpfung erreicht, der eine Lockerung möglich machen werde.
Kommentar
Kanzler Sebastian Kurz bestätigte diese Vorgangsweise, auch die Gastro- und Tourismusvertreter hätten sich einhellig für Eintrittstests als Begleiter der nächsten Öffnungsschritte ausgesprochen. Die Entscheidung werde am 1. März fallen. Die einzelnen Bereiche würden nun selbst Konzepte entwickeln, wie diese Öffnungsschritte funktionieren können.
Kommende Woche findet, analog zum Gastro-Gipfel, ein Sportgipfel statt, um künftige Schritte zu beraten und vorzubereiten.
Erfolgreich sei übrigens auch die Isolierung Tirols, über eine Lockerung der Bestimmungen werde zur Stunde beraten.
Simulationsexperte Niki Popper warnte indes vor Lockerungen zu einem frühen Zeitpunkt und widersprach dabei auch Anschober, wonach ein leichter Anstieg der Zahl der Infektionen kein Problem sei. Ja, aber, sagte Popper: Für einen Anstieg innerhalb eines kurzen Zeitraums könne er dies bestätigen. Wenn der Anstieg aber zu lange dauere, dann wirkten die Isolationsstrategien nicht mehr und die Zahlen würden insgesamt zu hoch, dann werde es mit einer Lockerung schwierig.
Öffnung, aber wie?
Die Betriebe wünschen sich eine möglichst umfassende Öffnung. Ihr Ass im Ärmel ist die Erwartung, dass die Zahl der Testungen erheblich in die Höhe getrieben werden könnte, wenn ein negatives Ergebnis als Eintrittskarte ins Wirtshaus gelten kann. Die möglichst hohe Zahl der Tests wiederum wird von Regierung und Experten als entscheidendes Kriterium dafür ins Treffen gebracht, dass die Zahl der Infektionen insgesamt unter Kontrolle gehalten werden kann.
Der Gastronomie geht es um eine Öffnung, die diesen Namen auch verdient. Ansonsten wären nämlich die Kosten bzw. Belastungen höher als der Nutzen.
Die Wintersportsaison ist gelaufen, alle Hoffnung richtet sich nun auf das Ostergeschäft. Für die Branche, insbesondere auch die Hotellerie, wäre es eine Katastrophe, ginge auch dieses in die Binsen. Beim Treffen heute waren auch Vertreter der Fitnesscenter sowie der Veranstaltungsbranche und der Kinos dabei.
Infektionszahlen steigen
Dem Wunsch nach Öffnung steht eigentlich die aktuelle Entwicklung der Infektionszahlen entgegen: Mehr als 2.000 Neuinfektionen waren es zuletzt, nachdem die Zahlen lange um die 1.500 pro Tag gependelt hatte. Tendenz steigend: Die Mutanten scheinen um ein Vielfaches infektiöser zu sein. Nicht zuletzt deshalb hat das Gesundheitsministerium nun einen Erlass herausgegeben, wonach die Länder auch die Maskenpflicht im Freien verordnen können. Dies zielt insbesondere auf die Knäuelbildung vor Geschäften etwa ab, bei der sich die Menschen erheblich näher kommen als sie sollten.
FFP2-Maske im Freien
Die FFP2-Maskenpflicht kann von lokalen Behörden nun auch für bestimmte Bereichen im Freien angeordnet werden. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sprach am Donnerstag von einer "Risikophase bis Ostern".
Eine (generelle) Pflicht auch im Freien eine FFP2-Maske zu tragen, bestehe derzeit ja etwa bereits auf Outdoor-Märkten, erinnerte Anschober am Rande einer Pressekonferenz. Mit der Adaptierung des Erlasses kann nun im Bedarfsfall seitens der lokalen Behörden eine solche Pflicht auch für andere stark frequentierte Orte im Freien - wie etwa bei Warteschlangen vor Einkaufszentren - eine FFP2-Pflicht angeordnet werden.
Zuständig sind (wie schon bei der bisherigen Möglichkeit, eine MNS-Pflicht zu verordnen) die lokalen Behörden, konkret die Landeshauptleute bzw. die Bezirksverwaltungsbehörden, und zwar dann, "wenn sie es als notwendig erachten", so ein Sprecher Anschobers. "Das ist nicht der übliche Bereich, sondern dort, wo es eine hohe Frequenz gibt, wo der Mindestabstand aus unterschiedlichen Gründen nicht immer eingehalten werden kann", betonte Anschober selbst.
Claudia Gigler