Gesundheitsminister Rudolf Anschober nahm heute Stellung zu "Österreichs Rolle bei der Impfstoff-Zulassung in der EU". Mit dabei Verteidigungsministerin KlaudiaTanner, der Sonderbeauftragte Clemens Martin Auer, sowie AGES-Geschäftsführer Thomas Kickinger und Christa Wirthumer-Hoche (Leiterin der Medizinmarkt-Aufsicht der AGES).
So sieht die neue Impfstrategie aus: Sofortiges Verimpfen der zurückbehaltenen Bestände. 30.000 Impfungen bis Sonntag dieser Woche, Mehr als 50.000 nächste Woche. Schon allein für Montag seien weitere 30.000 Dosen von den Alten- und Pflegeheimen bestellt worden.
Gegen Mitte der Woche soll die zweite Großlieferung von Biontech in Wien eintreffen, die noch im Jänner abgearbeitet werden soll. Dazu kommt die Zulassung des Impfstoffs von Moderna, der es erlauben wird, bis Ende März über 500.000 Menschen zu impfen.
Anschober verteidigte die verlangsamende Pilotphase, die notwendig gewesen sei, um die Logistik, also den Transport des Impfstoffes, sowie das Procedere in den Altenheimen zu erproben. Das gehe bis hin ins Detail, wenn es etwa darum gehe, auch die Zustimmung von Sachwaltern einzuholen, etc.
Ab Montag gehe es in die breite Ausrollung, die nunmehrige Genehmigung des zweiten Impfstoffes, Moderna, am Tag der Heiligen drei Könige sei "ein guter Tag für Europa". Für Februar sei die Zulassung des Impfstoffs von AstraZeneca zu erwarten, der zentral sei für die Impfplanung in ganz Europa.
Ausweitung in drei Wochen
Innerhalb von drei Wochen soll die Impfung der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen (insgesamt sind das 156.000 in Österreich) und des dort im Einsatz befindlichen Personals (insgesamt bis zu 36.000 Menschen) abgeschlossen sein. Danach werden die Impfungen auf nicht in Heimen lebende Personen erweitert, die älter als 80 Jahre alt sind. Dabei werde es auch darum gehen, dass optimal mit Hausärzten und Gemeinden zusammengearbeitet wird.
Spätestens während des Sommers will Anschober ein konkretes Impfangebot für alle Menschen in Österreich ermöglichen. "Im Herbst 2021 soll durch die Immunisierungen keine Situation wie 2020 mehr entstehen können."
Das Gesundheitsministerium hat am Donnerstag Gerüchte über eine Ablöse des Covid-Sonderbeauftragten Clemens Martin Auer dementiert. Auch Forderungen der Opposition, selbst die politische Verantwortung für das "Impfchaos" zu übernehmen, wies Anschober zurück. Er habe größten Respekt vor Äußerungen aller Oppositionsparteien, "gleichzeitig muss sich jede selbst dafür entscheiden, wie sie Oppositionspartei in Zeiten der schwersten Pandemie seit 100 Jahren umsetzt. Es gibt den populistischen und den konstruktiven Zugang."
"Null Notwendigkeit" für Rücktritte
Das Gesundheitsministerium sei das Steuerungszentrum für die Bekämpfung der Pandemie, das sei eine enorme Herausforderung, "Ich schätze die Arbeit des Teams sehr, es gibt null Notwendigkeit, auch nur irgendeine personelle Veränderung durchzuführen."
Auer verteidigte die Strategie bei der Pressekonferenz. Das Problem seien nicht Anzahl und Zulassung der Impfstoffe, sondern der Lieferengpass beim ersten zugelassenen Medikament. In Kürze werde es aber statt einer vier Produktionsstätten des Impfstoffes von Biontech geben. Die weiteren Impfstoffe seien in der Pipeline. Es seit notwendig und richtig gewesen, bei der Bestellung das Risiko zu streuen. Jetzt gehe es Schlag auf Schlag.
Biontech-Pfizer liefere rund eine Million im ersten Quartal, und derzeit rund 61.000 Dosen pro Woche. 200.000 Dosen von Moderna kommen im ersten Quartal nach Österreich. Im übrigen sei es eine Mär, so Auer, dass Impfstoffe quasi auf Halde gelegen seien. "61.000 Dosen wurden erst heute geliefert."
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner bestätigte, dass in Sachen Verteilung alles auf Schiene sei. Sie sei stolz "auf die Truppe", die ja auch Grenz- und Auslandseinsätze zu bewältigen habe.
Kickinger und Wirthumer-Hoche erläuterten die Vorgänge rund um Bestellung, Verteilung und, generell, Zulassung der Impfstoffe. Jeder Impfstoffe werde detailliert geprüft. Für jede einzelne Chaos gebe es nur dann ein Freigabezertifikat, wenn alles in Ordnung und höchste Qualität gewährleistet sei.
Was den Impfstoff von Moderna betrifft, da kommt Österreich eine besondere Rolle in der EU vor, denn wie Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin des Geschäftsfeldes Medizinmarktaufsicht der AGES, erläuterte, werden die Chargen jeweils von Österreich kontrolliert werden, bevor sie verimpft werden können.
Claudia Gigler