Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) informierten heute nach einem vorbereitenden Gespräch mit Ursula Wiedermann-Schmidt, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie und Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres die Öffentlichkeit über den Impfplan.
Start ist am 27. Dezember, kleine Mengen des Impfstoffes sind in allen Bundesländern gleichzeitig verfügbar, betonte Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der Fokus liege zunächst auf den über 80-Jährigen in Pflegeheimen. Jeder vierte Covid-Erkrankte, der älter als 85 Jahre alt ist, stirbt, bei den über 75-Jährigen sind es zehn Prozent. Hier gelte es als erstes anzusetzen. Die österreichweite Verteilung sei nicht zuletzt Dank der Zusammenarbeit mit dem Bundesheer logistisch sichergestellt.
Erste Impfung Sonntag, 9 Uhr
Der Impfstoff kommt am 26. Dezember über Passau nach Österreich und wird von einem Pharma-Logistikunternehmen in Zusammenarbeit mit dem Bundesheer in ganz Österreich verteilt. Ursprünglich war aufgrund der notwendigen Kühlung eine Erstverteilung nur in Wien und Niederösterreich ins Auge gefasst wurden, aber diese Schwierigkeiten haben man nun gemeistert.
Die erste Impfung findet am Sonntag an der Med-Uni in Wien statt. Die ersten Shots werden am Sonntag um 9 Uhr von Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und Impfexpertin Ursula Wiedermann-Schmidt verabreicht.
Die ersten Menschen, die in Österreich geimpft werden, sind Risikopatienten einer Spezialambulanz. Es handelt sich um fünf Personen über 80 Jahre, sagte Ursula Wiedermann-Schmid, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie, die die erste Impfung durchführen wird. Alle fünf Probanden hätten sich freiwillig gemeldet.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober. "Jetzt haben wir die ganz große Chance, die Wende zu erreichen." Niemand habe geglaubt, dass die Impfung "so rasch Wirklichkeit werden kann".
Der Tag der Zulassung diese Woche sei ein "ganz großer Tag" gewesen. Impf-Hotline, Generalprobe, Organisation der Logistik seien in kürzester Zeit abgearbeitet worden, auch die Übermittlung der Bestellungen an den Pharma-Großhandel.
Es beginnt mit 10.000 Impf-Dosen für Österreich. Jedes Bundesland könne "bis zu 975 Dosen anfordern" (in dieser Stückelung ist der Impfstoff verpackt).
Kritik aus den Ländern in Bezug auf eine ungerechte Verteilung wies die Regierung zurück. Rund eine Million Dosen des zur Verfügung stehenden Impfstoffes stünden in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 zur Verfügung. 18,5 Millionen Impfdosen seien insgesamt bestellt - weitere Impfstoffe würde ja - hoffentlich - in Kürze zugelassen.
Impfung und Impfpass
In den kommenden Wochen werde zudem der elektronische Impfpass ausgerollt, die Finanzierung werde heute im Ministerrat beschlossen.
Dass die Impfungen in jedem Bundesland Österreichs und gleichzeitig in jedem EU-Land auf einen Schlag starten, sei ein großartiges Zeichen. Mitte Jänner sollten die Alten- und Pflegeheime breitflächig durchgeimpft sein, gegen Ende Jänner folge dann die zweite Dose. Schon in Kürze sei die Zulassung des Moderna-Impfstoffes, im Februar mit der Zulassung des Impfstoffes von Astrazeneca zu rechnen, und weitere Firmen seien mit ihren Produkten in der Pipeline. Anschober: "Es sind große Tage für das gemeinsame europäische Handeln aber auch große Tage für die Wissenschaft."
Appell für Impfung
Jetzt gehe es darum, das sich möglichst viele Menschen impfen lassen, so Impf-Ärztin Wiedermann-Schmidt. Kritik an einer übereilten Zulassung wies sie zurück, es seien keinerlei Fristen verkürzt worden. Die Schnelligkeit sei ausschließlich der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten innerhalb der EU zu danken.
Ärztekammerpräsident Szekeres ergänzte, die Impfung sei die einzige Möglichkeit, Covid-Patienten vor dem Tod zu schützen. Szekeres freute sich auch darüber, dass ein Österreicher maßgeblich zur Entwicklung des Impfstoffes beigetragen habe und ein Teil des Impfstoffes auch in Österreich produziert werde.
Die Mutation, die in Großbritannien für Aufregung sorgt, sei in Österreich übrigens noch nicht festgestellt worden, aber es werde laufend weiter geprüft.
Register für Intensiv-Patienten
Das Gesundheitsministerium richtet ein Register ein, mit dem COVID-19-Patientinnen und -Patienten auf Intensiveinrichtungen erfasst werden. Der Schritt diene der Qualitätssicherung, hieß es in der am Mittwoch in Begutachtung geschickten Verordnung. Geführt werden soll das Register in landesgesundheitsfondsfinanzierten Krankenanstalten.
Im Register aufgenommen werden sollen Daten wie Name und Geburtsdatum der Patienten, die in weiterer Folge aber verschlüsselt werden. Auch relevante klinische Daten zu Anamnese, zum Gesundheitszustand und zu Vorerkrankungen bzw. Risikofaktoren sollen einfließen. Und nicht zuletzt werden auch die Krankenanstalten selbst erfasst.
Zur Verarbeitung der pseudonymisierten Daten berechtigt sein soll laut Verordnungstext die Gesundheit Österreich GmbH, und das nur für wissenschaftliche Zwecke.
Faßmann-Kritik an Doskozil
Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) hat indes am Mittwoch impfkritische Aussagen des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil (SPÖ) als "höchst unpassend" zurückgewiesen. Die Prüfung von Impfstoffen sei sehr anspruchsvoll und biete Menschen maximale Sicherheit, auch seien die von Doskozil gestellten Fragen von der Wissenschaft bereits überzeugend beantwortet, so Faßmann.
Trotz der schnellen Zulassung der Corona-Impfung seien die Studien nicht ausgelassen, sondern parallel durchgeführt worden. "Ich selbst werde mich, sobald ich an die Reihe komme, impfen lassen", erklärte Faßmann. "Das Thema ist nicht geeignet, politisches Kleingeld zu wechseln", kritisierte er Doskozil und meinte weiter: "Seine Aussagen sind für einen Landeshauptmann in dieser entscheidenden Phase der Pandemiebekämpfung höchst unpassend."
Der burgenländische SPÖ-Vorsitzende steht den geplanten Impfungen noch vor dem Jahreswechsel skeptisch gegenüber. "Wir machen bei diesen Show-Impfungen nicht mit. Da geht es wieder nur um Präsentation", hatte er am gestrigen Dienstag wissen lassen. Auch seien für ihn noch viele Fragen offen, die die türkis-grüne Bundesregierung beantworten müsse.
Claudia Gigler