Es gab Zeiten, da wurde ihm zugejubelt und applaudiert, wenn er durch die Straßen von New York ging. Oprah Winfrey nannte ihn „America's Mayor“ – Amerikas Bürgermeister; und das „Time Magazine“ hob ihn als „Person of the Year“ aufs Cover.
Das war 2001, nachdem bei den Terrorangriffen am 11. September die Türme des World Trade Centers einstürzten und es Rudolph Giuliani war, der es schaffte, inmitten der apokalyptischen Szenen den erschütterten New Yorkern so etwas wie Ruhe und Zuversicht zu geben. „Wir werden diese Stadt wieder aufbauen, und wir werden gestärkt daraus hervorgehen“, sagte Giuliani, der sich in den Jahren zuvor mit harten und auch umstrittenen Methoden als Kämpfer gegen Kriminalität einen Namen gemacht hatte. Der Bürgermeister fand den richtigen Ton und den Mut, den die Menschen damals so sehr brauchten.
Einen großen Teil des Ansehens, den sich Giuliani damals erwarb, hat er mittlerweile verspielt. Der 76-Jährige, heute Donald Trumps Privatanwalt, steht an vorderster Front jener, die behaupten, Trump habe die Wahl gewonnen – er habe „viele Beweise“, sagt Giuliani, ohne welche vorzulegen. Die US-Wahlbehörden dementierten dies gestern, diese Wahlen seien „die sichersten in der US-Wahlgeschichte“ gewesen.
Giuliani, 1944 in New York als Enkelsohn italienischer Einwanderer geboren, begann seine politische Karriere zunächst als Demokrat, seit 1976 gehört er den Republikanern an. Nach zwei Amtsperioden als Bürgermeister gründete er eine Beraterfirma. Bald zog es ihn zurück ins Rampenlicht: 2008 bewarb er sich um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner, ohne Erfolg.
Als Donald Trump in die Politik einstieg, schloss Giuliani sich ihm an. 2019 tauchten Vorwürfe auf, Giuliani sei in Falschinformations-Kampagnen des russischen Geheimdienstes verwickelt. Auch in der Ukraine-Affäre stärkte er Trump den Rücken. Zuletzt brachte ihn der neue „Borat“-Film, der Giuliani in einer kompromittierenden Szene mit einer Minderjährigen zeigt, in Erklärungsnot. „Person of the Year“ wird er heuer wohl nicht mehr.