Wichtig war die Erklärung des Bundeskanzlers, dass nicht der Islam als Religionsgemeinschaft für die mörderische Tat verantwortlich sei. Denn gerade jetzt ist es richtig, ein friedliches Zusammenleben mit den Muslimen zu suchen, um keinen jungen Mann in die Radikalisierung zu treiben. Denn genau das will dieser Terror.
Doch gleichzeitig wäre sinnvoll, dass in den islamischen Gemeinden eine offene, auch für Außenstehende mitverfolgbare Diskussion stattfindet: Warum es in dieser Religion – wenn auch am Rande – diese grauenhafte Fehlentwicklung gibt und was in den islamischen Gemeinden dagegen getan werden kann inklusive des Aufrufs zu enger Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden. Und die Feststellung, dass auch die klammheimliche Freude über das Morden unerträglich ist. Und dass es keine Entschuldigung dafür gibt.
Und wenn jetzt in Österreich eine seriöse Fehleranalyse stattfinden soll, dann ohne Parteipolitik! Falls das möglich ist. Offensichtlich hatte die Justiz einen Fehler gemacht, als sie den späteren Täter als scheinbar „deradikalisiert“ vorzeitig aus der Haft entlassen hat.
Deswegen haben die Herren Nehammer und Kurz die Justiz scharf angegriffen – der Bundeskanzler mit einer objektiv falschen Behauptung: Die Tat wäre nicht geschehen, wäre der Täter nicht vorzeitig entlassen worden. Der wäre aber im Juli dieses Jahres auf jeden Fall freigekommen, hätte allerdings aufgrund des versuchten Munitionskaufs in der Slowakei sofort wieder verhaftet werden müssen. Doch das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat die slowakische Information nicht beachtet. Hier liegt das zentrale Versagen. Vielleicht sollte Minister Nehammer, der so gern mit dem Finger auf andere zeigt, mehr auf sein eigenes Ressort schauen.
Dass jetzt eine Untersuchungskommission eingerichtet wird, ist sinnvoll. Hoffentlich nicht unter Kontrolle der betroffenen Ministerien. Sonst wird aus der Katastrophe noch ein würdeloser parteipolitischer Kleinkrieg. Der sollte uns erspart bleiben.
Peter Huemer lebt als Autor in Wien.