Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde im Ö1-Morgenjournal zu den jüngsten Maßnahmen und ihren Auswirkungen befragt. Im Detail fallen auch ihm die Antworten nicht ganz leicht.
Man darf auch abends, nach 20 Uhr, das Haus verlassen, um etwa frische Luft zu schnappen bzw. sich sportlich zu ertüchtigen. Darf man zur Laufstrecke seiner Wahl auch mit Bim oder U-Bahn anreisen? "Es ist erlaubt, sich die Beine zu vertreten", so Kurz. Aber auf dem Weg dorthin ein öffentliches Verkehrsmittel zu benützen, sei "nicht im Sinne des Erfinders".
Museen, Kinos, Theater und Gastronomie müssen zusperren, Gotteshäuser nicht. "Ist das gerecht?", lautete eine andere Frage des Reporters. "Sie können jede einzelne Maßnahme hinterfragen", gab der Kanzler zu. "Zum Beispiel auch die Zahl der Gäste bei Begräbnissen, derzeit 50. Sie könnten fragen: Warum nicht 20 oder 100?" Die Regierung habe ihr Möglichstes dazu getan, das Sinnvolle zu berücksichtigen und die Grundrechte gegen das Notwendige abzuwägen. "Die Religionsausübung ist ein ganz sensibler Bereich."
Niemand könne über die neuen Einschränkungen froh sein, dessen sei sich die Bundesregierung bewusst. Kurz bleibt jedoch dabei, dass es "Licht am Ende des Tunnels" gebe. "Ich rechne damit, dass im Sommer eine Rückkehr zur Normalität möglich ist." Die Aussichten für den Herbst und den Winter seien düster, "aber machen wir die Situation nicht schlechter, als sie ist". Es gebe massive Fortschritte im Bereich der Erforschung eines Impfstoffes.
Beim Contact Tracing werde man nicht lockerlassen, obwohl die Ressourcen teils erschöpft seien. "Alle Landeshauptleute haben zugesagt, die Ressourcen weiter aufzustocken." Es müsse unbedingt gelingen, die Zahlen im Laufe des November wieder zu drücken, damit danach wieder mit einer schrittweisen Öffnung begonnen werden könne. Den Wert Null könne nur eine Insel erreichen, die sich vollständig abschotten könne. "Aber wir sind ein Tourismusland, ein Exportland. In manchen Bereichen werden Kontakte weiterhin nötig sein."
Israel ist Vorbild für Kurz. Dort sei es gelungen, die Zahl der Neuinfektionen durch den zweiten Lockdown wieder auf 500 pro Tag herunterzubringen.