Bei US-Präsident Donald Trump dürften Medizinern zufolge etwaige schwere Symptome seiner Coronavirus-Infektion in der kommenden Woche auftreten. Dies gehe von der Annahme aus, dass der 74-Jährige sich vor kurzer Zeit angesteckt habe, sagte der Covid-Experte David Strain von der University of Exeter am Freitag. In den kommenden vier bis fünf Tagen dürften dagegen eher vergleichsweise leichte Zeichen der Krankheit erscheinen.
"Die klassischen Atemwegsbeschwerden würden Mitte kommender Woche auftreten", sagte Strain. Er verwies auf den Verlauf beim britischen Premierminister Boris Johnson hin, dessen Zustand sich am zehnten Tag verschlechtert habe.
Trump sagte seinen einzigen, an diesem Freitag vorgesehenen Termin ab: Ein Telefonat mit Senioren über das Coronavirus. Das berichteten die Sender CNN und MSNBC.
Mehrere Experten sprachen von der Schwierigkeit, einen Verlauf bei Trump vorherzusagen, der vermutlich die bestmögliche Versorgung erhalten wird. Zwar betrage die Gefahr eines tödlichen Verlaufs auf dem Papier angesichts seines Alters, Geschlechts und Gewichts etwa vier Prozent. Allerdings verweist der Statistik-Experte David Spiegelhalter von der Cambridge University darauf hin, dass Ärzte zunehmend Erfahrung bei der Behandlung der Krankheit haben.
Naveed Sattar von der University of Glasgow macht zudem geltend, dass bei Trump keine chronischen Erkrankungen bekannt seien und dass er sich durch sein häufiges Golf-Spielen vergleichweise viel bewege. Dies könnte die Risiken ebenfalls mindern.
Ein positiver Coronavirus-Test bei einem Senator könnte unterdessen die Nachbesetzung des freien Postens am Obersten Gericht der USA verzögern. Der Republikaner Mike Lee, der ein Mitglied im zuständigen Rechtsausschuss des Senats ist, gab am Freitag seine Infektion bekannt. Der demokratische Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, rief das Gremium umgehend auf, das Verfahren zur Ernennung der Kandidatin Amy Coney Barrett auszusetzen, bis das Ausmaß der Corona-Ausbreitung unter den Senatoren klar wird.
Die konservative Juristin Barrett ist die Kandidatin von Präsident Trump für die Nachfolge der jüngst verstorbenen liberalen Justiz-Ikone Ruth Bader Ginsburg. Richter am Obersten Gericht werden vom Präsidenten nominiert und vom Senat bestätigt. Die Demokraten kritisieren, dass Trump und die republikanische Mehrheit im Senat mit dem Prozess kurz vor der Präsidentenwahl vorpreschten. Sie warnen, dass Barrett vermutlich für die Abschaffung der Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama stimmen würde. Mit Barrett hätten die Konservativen eine Mehrheit von sechs der neun Sitze am Obersten Gericht, das immer wieder strategische Weichen für die US-Gesellschaft stellt.
Senator Lee hatte Barrett am Dienstag getroffen. Die "Washington Post" berichtete am Freitag unter Berufung auf informierte Personen, sie sei im Sommer positiv auf das Coronavirus getestet worden und habe sich davon erholt. Am Freitag war ein Coronavirus-Test bei ihr negativ ausgefallen, wie das Weiße Haus US-Medien mitteilte.