Es ist zu befürchten, dass die Rollbalken bald wieder europaweit heruntergehen. Österreich verschließt sich gegenüber dem Balkan und Kroatien, Deutschland nahezu flächendeckend gegenüber Spanien, Island überhaupt gegenüber allen - im Stundentakt kommen die Meldungen derzeit daher.
Das ist schade. Denn es ginge auch anders.
Erfahrungen aus dem Urlaub, der nicht nur zu Hause verbracht wurde:
Manche Länder machen's besser als andere. Beispiel Bayern, das "Explorer"-Hotel in Nesselwang, Ostallgäu. Schon am Eingang ein großes Schild: Tages- und Restaurantgäste mögen bitte draußen bleiben. Man ersucht um Verständnis - nach der Krise sind alle wieder willkommen.
Innerhalb des Hotels Maskenpflicht - bis zum Tisch im Restaurant bzw. zur Tür zum eigenen Zimmer.Im Restaurant die andere Form des Frühstücksbuffets: Das Müsli ist vorgerichtet in Schalen und in Plastikfolie verpackt, die Eierspeise wird nicht selbst zubereitet sondern hinter abgehängter Plexiglasscheibe zubereitet, Wurst und Käe sind portionsweise angerichtet, ebenfalls mit Plastikfolie verpackt. Auch die Bar ist hinter der Plastikscheibe, das Bier (bzw. die Limo) wird unten durchgereicht.
Frühstück in Schichten
Gefrühstückt wird in drei Schichten, ab 7, ab 8 oder ab 9 Uhr. Maximal zwei Leute oder eine Familie am Tisch. Oder jeweils zwei an den verschiedenen Enden einer langen Tafel. Anders halt, aber man gewöhnt sich schnell daran. Alle Gäste halten sich an die Regeln. Und man selbst hat ein Gefühl von Sicherheit.
Konsequent durchgehalten wird das Muster in allen Restaurants der Region, auch in jeder Seilbahn, in jedem Lift - in allen geschlossenen Räumen eben. Und in jeder Gastwirtschaft - auch in der Eisbar - Listen, in die Name, Uhrzeit und Telefonnummer einzutragen sind. Erst danach werden die Gäste bedient. Die Regeln in Bayern sind klar und werden offensichtlich von allen akzeptiert.
Sicherheit durch Regeln
Zuvor Urlaub in Österreich, Radeln im Burgenland: Auch hier das Bemühen um eine Anpassung an Corona: Desinfektionsmittel überall, Anleitungen zum richtigen Händewaschen, etc. Auch hier ein relatives Gefühl von Sicherheit, schon allein deshalb, weil weniger Leute als sonst unterwegs sind. Aber: Im Nachhinein denkt man sich, weniger zugängliche Frühstücksbuffets, mehr Maskenpflicht und die Pflicht zur Aufzeichnung der Kontakte wären nicht schlecht.
Die Anreise mit dem Zug nicht ohne Maske, selbstverständlich. Allein im Abteil oder mit nur wenigen Mitreisenden im Waggon wird sie zwischendurch gelüpft, wer sollte auch darunter leiden. Auf Schiffsfahrten verzichten wir generell in diesem Sommer - zu dicht das Gedränge, zu lästig die Maske. Muss nicht sen.
Wo es eng wird
Dann der Blick zu den Hotspots: Nicht nur die Bars, seien es jene in Kroatien oder anderswo, in denen (nicht nur junge) Leute nach wie vor ungehemmt auf Tuchfühlung gehen. Das kurze Erschrecken am bayerischen Königssee, als sich auf dem Weg zum See plötzlich die Massen verdichten und man unwillkürlich zur Maske greift, auch wenn die dort gar nicht vorgeschrieben ist.
Die Rad-Tour nach Neuschwanstein ist ein Genuss, der Blick ins Schloss bleibt verwehrt: Nur wenige Menschen gleichzeitig werden in Corona-Zeiten eingelassen, die Karten sind bis zum September vergeben. Auf dem Wege in den Allgäu hatten wir im Berchtesgadener Land Halt gemacht. Der Besuch am Obersalzberg ging sich aus - auch hier werden nur 50 Menschen gleichzeitig eingelassen, aber die Karten man nicht Online kaufen. Was sonst ein Nachteil wäre ist jetzt ein Vorteil, allerdings um den Preis, dass wir uns zweieinhalb Stunden anstellen mussten: Die wenigen Besucher lassen einen die Dokumentation der Ereignisse im Dritten Reich intensiver aufnehmen als sonst.
Fazit:
- Radeln, Wandern, Schwimmen im See - wer sollte uns, trotz Corona-Zeiten, das Vergnügen verderben?
- Rudelvergnügen an der Bar, am Strand oder rund um Attraktionen, die in normalen Zeiten Publikumsmagneten sind: Bitte Nein.
- Reisen, auch in Corona-Zeiten? Warum nicht. Innerhalb oder auch außerhalb der Grenzen unseres Landes, wenn es die Rahmenbedingungen erlauben.
Es sind die Unvernünftigen und diejenigen, die persönlich keine Grenzen kennen, die allen anderen die Konsequenzen aufzwingen. Die steigenden Infektionszahlen zwingen die Regierung dazu, manche Regionen mit einer Reisewarnung zu belegen, Rückreisende aus diesen Regionen zu Tests und Quarantäne zu verpflichten.
Reisen & Risiko
Es ist kein Bewegungsverbot, sondern eine Vorsichtsmaßnahme, verbunden mit einer ausdrücklichen Warnung, sodass jedem Reisenden das Risiko, das er möglicherweise eingeht, bewusst ist. Ein Risiko, das sich bekanntlich nicht nur auf ihn /sie selbst bezieht, sondern vor allem auch auf andere, die er /sie anstecken könnte.
Der tägliche Blick auf die neueste Entwicklung, das Beobachten der Informationsseiten von Gesundheits- und Außenministerium ist uns zur Gewohnheit geworden.
Denn eines muss uns bewusst ein: Der Alltag mit Corona ist nicht derselbe wie jener vor Ausbruch der Pandemie. Dennoch gilt: Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Die Regeln dafür, was innerhalb es Erlaubten und vor allem des Vernünftigen ist, wenn es darum geht, das Leben zu genießen, sind halt andere, strengere geworden. Aber diese Regeln geben auch Sicherheit.
Claudia Gigler