Die Causa Ischgl wird nun auch in Schweden zum Politikum. In einem Interview mit der Zeitung "Expressen" räumte Staatsepidemologe Anders Tegnell ein, dass die schwedische Gesundheitsbehörde früher damit beginnen hätte sollen, Verdachtsfälle, die im Zusammenhang mit Urlauben in Ischgl standen, auf Covid-19 zu testen.
Island hatte bekannterweise als erstes Land in Europa bereits am 5. März Alarm geschlagen und Ischgl auf die Liste der gefährlichen Corona-Gebiete gesetzt. Während Dänemark und Norwegen innerhalb einiger Tage nachzogen, als sich auch dort bei Ischgl-Rückkehrern Symptome gezeigt hatten, ließ man sich in Schweden Zeit, obwohl bald auch dort erste Covid-19-Fälle mit Ischgl-Hintergrund auftauchten.
Im Schatten Italiens
Tegnell beteuerte in dem Interview, man habe sich zum damaligen Zeitpunkt noch auf Norditalien als Risikogebiet konzentriert. Die ersten Tests an zurückgekehrten Ischgl-Touristen führte laut dem Artikel ein Arzt in der Stadt Skövde auf eigene Faust durch.
"Zuerst machten wir nur einige wenige Tests, aber sie erwiesen sich als positiv. Das war für uns die Lektion, dass man sich nicht auf offizielle Statements verlassen konnte. Man will ja gerne Seuchenschutzbehörden und offiziellen Stellen glauben, und dass sie nicht Dinge sagen, um den Tourismus zu schützen, wenn nur das der Hintergrund ist", sagte der betreffende Arzt zu "Expressen".
Erst am 9. März begann auch die staatliche Gesundheitsbehörde Skiurlaub-Heimkehrer aus Tirol zu testen. Am 11. März riet das Außenministerium in Stockholm von Reisen nach ganz Österreich ab. "Mit heutigem Wissensstand hätten wir jene, die aus Österreich kamen, getestet", so Tegnell, und schränkte ein:" Wir können niemals hergehen und sagen, alle die heimkommen, müssen sich testen lassen". Im Übrigen glaube er nicht, dass die Infektionskette in Europa jemals restlos klargelegt werden wird.