In Hongkong haben erneut Hunderte Menschen in mehreren Einkaufszentren gegen die chinafreundliche Regierung protestiert. Die Polizei habe mindestens elf Menschen festgesetzt, darunter ein zwölfjähriges Mädchen, hieß es am Sonntag in Medienberichten. Zudem seien gegen Dutzende Menschen Geldbußen verhängt worden, weil sie die Abstandsregeln zur Eindämmung des Coronavirus nicht eingehalten hätten.
Danach gilt für Gruppen von mehr als acht Personen ein öffentliches Versammlungsverbot. Die Demonstranten warfen den Behörden vor, die Maßnahmen gegen die Pandemie auszunutzen, um bürgerliche Freiheiten in der chinesischen Sonderverwaltungsregion zu beschneiden. In einem Einkaufszentrum habe ein Polizist Pfefferspray gegen Demonstranten und Journalisten eingesetzt, nachdem eine Wasserflasche auf die Beamten geworfen worden sei.
Seit dem vergangenen Sommer hat Hongkong fast jede Woche Demonstrationen erlebt. Dabei kam es auch zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei. Die Proteste richteten sich gegen die nicht frei gewählte Hongkonger Regierung sowie den wachsenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung. Die Demonstranten forderten freie Wahlen, eine unabhängige Untersuchung der Polizeibrutalität bei den Protesten sowie Straffreiheit für die mehr als 7000 Festgenommenen.
Seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen mehr rechtliche Freiheiten als Bürger in der Volksrepublik.