Die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Lateinamerika steigt rapide an. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP haben sich bis Donnerstag mehr als 300.000 Menschen auf dem Subkontinent nach Angaben der Behörden mit den Virus angesteckt, mehr als 16.000 von ihnen starben demnach an den Folgen.
Mit 145.328 Infektions- und fast 10.000 Todesfällen ist Brasilien am schwersten betroffen. Dennoch hält Präsident Jair Bolsonaro drastische Schutzmaßnahmen wie etwa Ausgangsbeschränkungen weiterhin für übertrieben und ökonomisch schädlich. Immer wieder fordert der ultrarechte Staatschef seine Anhänger auf, sich den Anordnungen in den Bundesstaaten zu widersetzen. Das Imperial College in London hat errechnet, dass sich in Brasilien bei Fortgang der Entwicklung die Zahl der Toten innerhalb von nur fünf Tagen verdoppeln könnte. Für den Präsidenten zählt das alles nicht.
Dabei ist die Bevölkerung Brasiliens in einer besonders schwierigen Lage. Millionen leben in den Favelas der großen Städte, dazu kommen noch die indigenen Völker, die auch bei Viruserkrankungen zu den extrem gefährdeten Bevölkerungsgruppen gehören. Beobachter meinen, dass der extrem lockere Umgang der Regierung mit der Krise zusätzlich dazu führt, dass sich die Bevölkerung nicht einmal an die einfachsten Maßnahmen gebunden fühlt.
Höhepunkt in den nächsten Tagen?
Mit 2.700 Toten bei nur 27.600 nachgewiesenen Infizierten scheint der Virus-Ausbruch in Mexiko besonders tödlich zu sein - allerdings kann das auch an der geringen Test-Kapazität im Land liegen.
Gemessen am Anteil der Bevölkerung ist Ecuador mit 92 Todesfällen pro eine Million Einwohner besonders stark betroffen. Damit kommen auf eine Million Menschen doppelt so viele Tote wie in Peru. Dort sind bisher rund 1.500 Menschen gestorben.
Nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation sind die Infektionsraten in Brasilien, Ecuador, Peru, Chile and Mexiko weiterhin "sehr hoch". Experten schätzen aber, dass in einigen Ländern der Höhepunkt in den nächsten Tagen erreicht sein dürfte.
Für alle Länder ist zu befürchten, dass die offiziell vorliegenden Zahlen das wahre Bild überdecken und das es weit mehr Fälle gibt, als in den Statistiken aufscheint.