Eigentlich hätten hier gerade die Vorbereitungen für die Wohnen- und Interieur-Messe laufen sollen, die morgen eröffnet werden hätte sollen. Stattdessen ist die Messe Wien ab Dienstag ein Lazarett für Covid-19 Patienten. Hier sollen Menschen mit leichtem Verlauf liegen, die nicht zu Hause betreut werden.
„Wir hoffen, dass wir die Betten noch möglich lange nicht brauchen werden“, sagt Bürgermeister Michael Ludwig bei der Begehung, „aber für den Ernstfall sind wir gerüstet.“ Derzeit sind 880 Betten einsatzbereit. Bei Bedarf kann die Anzahl mehr als verdreifacht werden.
Seit Freitag wurde die Halle A in ein großes Krankenlager umfunktioniert. Mit Trennwänden wurden Kojen mit jeweils zwei Betten geschaffen. Für jeden Patienten sind mindestens zehn Quadratmeter Platz eingerechnet. Es gibt versperrbare Kästchen und Steckdosen. In den letzten Tagen wurden Duschen und WCs vorbereitet.
Sobald in der Messehalle Patienten behandelt werden, sind Krankenpfleger, Sanitäter und Ärzte vor Ort im Dienst. Bis zu 1.000 Mitarbeiter könnten im Schichtbetrieb die Covid-19-Patienten versorgen. Sie werden aus KAV-Spitälern und von Rettungsdiensten abgezogen. Auch pensionierte Ärzte und Krankenpflegerinnen sollen zum Einsatz kommen.
Wann die Messehalle zum Einsatz kommt, sei schwer zu prognostizieren, so Ludwig. Wien habe mit zuletzt 140 positiv
Getesteten einen derzeit eher moderaten Verlauf an Fällen. "Aber wir gehen davon aus, dass die Zahl der Infizierten in den nächsten
Wochen steigen wird." Dafür wolle man gut gerüstet sein.
Darüber hinaus können in den Wiener Spitälern jederzeit 700 Akutbetten für Corona-Erkrankte aktiviert werden. Dort könnten sie gemäß dem Pandemieplan isoliert behandelt werden. Rund 500 Reservebetten gibt es in den öffentlichen Spitälern, 200 würden Privatspitäler bereit stellen.
Dass der Todesfall einer Covid-19-Patientin, die in Heimquarantäne verstarb, zu vermehrten Hospitalisierungen führt, ist nicht vorgesehen. Die Dame hatte nur leichte Covid-19-Symptome. „Wenn sich ein Gesundheitszustand gezeigt hätte, der eine Spitalsversorgung notwendig gemacht hätte, wäre sie in einem Spital gewesen“, sagt Andreas Huber, der Sprecher des medizinischen Krisenstabs der Stadt Wien. Um zu klären, woran die Dame tatsächlich verstarb, wurde eine Obduktion angeordnet. Das Ergebnis wird morgen oder übermorgen erwartet.
Corona-Erkrankte aus dem normalen Spitalsbetrieb fernzuhalten, hat derzeit höchste Priorität, um die Weiterverbreitung einzudämmen. Seit Sonntag gibt es deshalb strenge Zugangskontrollen in den Wiener Spitälern. Nur Menschen in kritischen Lebensphasen und Mütter von Neugeborenen dürfen Besucher empfangen, und auch die nur eine Person pro Tag.
Veronika Dolna