Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat in einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag erklärt, dass bei der Entwicklung der Neuansteckungen mit Covid-19 noch kein genereller Trend zu einem Rückgang zu sehen ist. Ob die bisher verfügten Maßnahmen ausreichend wirken, will Anschober Ende dieser Wochen evaluieren; "Wir rechnen bei Maßnahmen immer bei Verzögerung 8-10 Tagen", so der Minister - gemeinsam mit Wissenschaftlern soll das am Wochenende überprüft werden.
Zwar seien die Zuwächse bei den neu angesteckten Personen in den letzten Tagen geringfügig gesunken, aber von dem angepeilten Ziel, die Zuwachsrate unter 20 Prozent zu drücken, ist Österreich noch weit entfernt, sie liegt weiter bei rund einem Drittel pro Tag.
Anschober erklärt aber, erfreut über die Mitwirkung der Bürger bei der Bekämpfung des Coronavirus zu sein: "Ich bedanke mich herzlich ,dass die Österreicher fantastisch mitmachen. Unglaublich, wie viel Unterstützung für die Maßnahmen da ist."
Die Zahlen würden das auch belegen: "Im Öffentlichen Verkehr zeigt sich im Schnitt ein Rückgang von 70 Prozent", sagt Anschober - es gäbe "viel Sensibilität, Abstand zu halten." Der Gesundheitsminister ruft auch dazu auf, sich an der "Danke sagen"-Initiative zu beteiligen, bei der Abends um 18 Uhr aus dem Fenster geklatscht werden soll.
Neue Maßnahmen hat Anschober vorläufig nicht angekündigt; Bundeskanzler Sebastian Kurzwar am Montag davon ausgegangen, dass es diese Woche keine neuen Einschränkungen geben müsste. Der Minister verspricht aber, nach Ende der Krise sowohl das Epidemiegesetz als auch die interne Organisation des Gesundheitsministeriums auf neue Beine zu stellen.
Humanitärer Korridor nach Rumänien und Bulgarien
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) berichtet ebenfalls von großer Kooperationsbereitschaft der Österreicher: Es habe nur eine geringe Zahl an Polizeieinsätzen gegeben, um die Zwangsmaßnahmen der Regierung umzusetzen: "Bundesweit haben wir weniger als zehn Abmahnungen aussprechen müssen, die Kooperationsbereitschaft ist enorm".
Nehammer kündigt angesichts von Grenzsperren in alle Richtungen an, für bestimmte Grenzübergänge einzelne Lösungen an. So soll heute Nacht die Grenze nach Ungarn geöffnet werden, um Rumänen und Bulgaren einen "humanitären Korridor" zur Heimfahrt zu öffnen.
Georg Renner