Der Streik im öffentlichen Nah- und Fernverkehr schreckt Frankreich-Touristen zunehmend ab. Geschäftsleute, Gastronomen und Hoteliers in Paris blicken mit Sorge auf die Feiern zu Silvester, die in der Regel ein Millionen-Publikum in die französische Hauptstadt locken.
Der Ausstand vieler Mitarbeiter von Bahn und Nahverkehrsbetrieben gegen die geplante Rentenreform sei mit 23 Tagen nun länger als der große Streik im Winter 1995, berichtete der Nachrichtensender BFMTV am Freitag. In Paris blieben Metro-Linien und -Stationen erneut komplett geschlossen, wie die Verkehrsbetriebe der Stadt mitteilten. Auch der Verkehr der Staatsbahn SNCF war weiterhin eingeschränkt.
Zwischen November und Dezember 1995 hatten französische Gewerkschaften den öffentlichen Verkehr für 22 Tage lahmgelegt. Der damalige Premierminister Alain Juppé hatte versucht, das Renten- und Sozialversicherungssystem zu reformieren. Die Regierung machte schließlich einen Rückzieher.
Machtkampf dauert an
Im Machtkampf zwischen der aktuellen Regierung unter Präsident Emmanuel Macron und den Gewerkschaften zeichnet sich derzeit keine rasche Lösung ab. Eine Streikpause zu den Feiertagen - wie von Staatschef Macron angeregt - kam nicht zustande. Die Regierung will erst am 7. Jänner wieder mit den Sozialpartnern zusammenkommen.
Vor und nach Weihnachten sind in Frankreich Hunderttausende Menschen unterwegs. Seit Beginn des Ausstands am 5. Dezember hat die Zahl der streikenden Angestellten der Staatsbahn SNCF abgenommen. Nach Angaben der SNCF streikten am Donnerstag rund 39 Prozent der Lokführer und 22 Prozent der Kontrolleure. Am ersten Streiktag hatten knapp 86 Prozent der Fahrer und 73 Prozent der Schaffner die Arbeit niedergelegt.
Hunderttausende Menschen gingen bisher gegen die Rentenpläne auf die Straße. Die Regierung will die Aufsplitterung in über 40 Pensionskassen beenden und ein Einheitssystem schaffen. Außerdem sollen die Franzosen länger arbeiten. Die Regierung bot zwar lange Übergangsfristen an, den Gewerkschaften reichte das jedoch nicht aus.
Einbußen im Tourismus
Vor allem der Tourismus und der Einzelhandel in Paris verzeichnen derzeit starke Einbußen. Vielen Gästen sei das Risiko zu hoch, in das blockierte Paris für ihren Urlaub zu kommen, sagte der Geschäftsführer der Pariser Luxushotels Le Meurice und Plaza Athénée, François Delahaye, der Nachrichtenagentur AFP. Die wohlhabenden Touristen würden in diesem Jahr eher auf die britische Hauptstadt London oder die US-Metropole New York ausweichen, so Delahaye.