In Kroatien haben am Sonntag die Präsidentenwahlen begonnen, die wohl noch keine endgültige Entscheidung bringen werden. Diese wird bei einer Stichwahl am 5. Jänner erwartet. Elf Kandidaten treten an, Chancen auf die zweite Runde haben die konservative Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarovic, der sozialdemokratische Ex-Premier Zoran Milanovic und der rechtsnationalistische Sänger Miroslav Skoro.
Umfragen gehen von einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der aktuellen Präsidentin und ihren beiden stärksten Herausforderern aus. Grabar-Kitarovic und Milanovic, Kandidaten der beiden Großparteien, lagen in den letzten Umfragen vor dem Urnengang fast gleichauf, dicht dahinter der unabhängige Skoro, der sich als ein Anti-Establishment-Kandidat gibt.
Die 51-jährige Präsidentin, die Kandidatin der regierenden konservativen HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft), ging mit dem Slogan "Präsidentin. Weil Kroatien es weiß" als klare Favoritin in den Wahlkampf, ihren deutlichen Vorsprung hat sie allerdings mittlerweile verloren. Abgesehen von ihren Ausrutschern bekam sie mit dem 57-jährigen Skoro, einem früheren HDZ-Parlamentarier und Diplomaten, einen starken Konkurrenten im rechten Lager, der sich noch weiter rechts von Grabar-Kitarovic positionierte.
Popsänger mit ultrakonservativen Ansichten
Die beiden sprechen die gleiche Wählerschaft an, wobei Skoro vor allem bei jenen Wählern punkten möchte, die mit der gemäßigten Linie unter HDZ-Partei- und Regierungschef Andrej Plenkovic unzufrieden sind. "Jetzt oder nie", lautete der Wahlslogan des populären Folk-Popsängers mit ultrakonservativen Ansichten, der die Armee zum Schutz der Grenze vor Migranten einsetzen und verurteilte Kriegsverbrecher begnadigen würde und sich für größere Befugnisse des Präsidenten einsetzt. Hinter Skoro versammelten sich radikale Rechtsparteien und Politiker, die vor fünf Jahren noch die aktuelle Präsidentin unterstützt hatten.
Das Comeback des Ex-Premiers
Im linken Lager hatte Milanovic keine so starke Konkurrenz gehabt. Der Ex-Premier, der drei Jahre nach seinem Rückzug aus der Politik einen Neuanfang versucht, könnte laut Analytiker vom erbitterten Kampf im rechten Lager profitieren. Der 53-jähriger Kandidat der oppositionellen Sozialdemokraten (SDP), der von ein Dutzend weiteren Parteien unterstützt wird, versprach im Wahlkampf "Normalität" im Land.
Rund 3,85 Millionen Kroaten sind aufgerufen, den Staatschef zu bestimmen. Um 7.00 Uhr öffneten mehr als 6.500 Wahllokale im ganzen Land, die Stimmabgabe ist bis 19.00 Uhr möglich. Unmittelbar danach werden Exit Polls veröffentlicht. Die ersten Zwischenergebnisse folgen bis spätestens 21.00 Uhr.