Die 17 Jahre alte Salzburgerin Anika Dafert reiste mit zum Klimagipfel nach New York. Im Vorfeld des Klimagipfels hatte die UNO die einzelnen Nationalstaaten dazu aufgerufen, Jugenddelegierte zu nominieren. Die "Fridays For Future-Aktivistin" Anika Dafert ist Mitglied der offiziellen Delegation von Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
"Gretas Rede hat mich sehr getroffen, sie hat die Wahrheit gesagt, die Gefühle, die Panik, die Hoffnungslosigkeit in Worte gefasst", gab sich die 17-jährige Schülerin aus Radstadt in Salzburg nach der Rede von Greta Thunberg in New York emotional, um kurz darauf nicht mit Kritik an den handelnden Politikern zu sparen: "Wir versuchen, es euch jeden Freitag zu erklären, aber es nützt noch immer nichts." Was hier in New York "geredet" werde, sei "schön und gut". "Aber es muss etwas passieren. Es ist unsere Zukunft, die hier auf dem Spiel steht. Unser Haus brennt!"
Anika Dafert und ihre um zwei Jahre jüngere Schwester Luisa aus dem Pongau hatten im Februar zum ersten Schülerstreik in Salzburg aufgerufen. Schon auf dem Flug zum "Big Apple" gab sich die 17-Jährige kämpferisch: "Politiker sollten eigentlich auch Aktivisten sein, sie müssen endlich aktiv werden."
Obwohl sich die Vertreterin der "Fridays-for-Future-Bewegung" natürlich freut, dass sie ausgewählt wurde, gemeinsam mit dem fast 60 Jahre älteren Staatsoberhaupt zum UNO-Großereignis zu reisen, fand sie am Weg nach New York auch strenge Worte für die Politiker-Kaste. Trotz ihrer Jugend hat sie nämlich schon eine traurige Erfahrung gemacht: "Es fehlt oft der politische Wille, etwas anzupacken."
Österreich habe es bisher nicht geschafft, einen "Nationalen Energie- und Klimaplan" zu erstellen, wie er von der EU eigentlich vorgesehen wäre. "Das ist doch ziemlich kritisch, dass wir nach New York gar keinen Plan mitnehmen", ärgerte sich die junge Radstädterin, die sich an und für sich gerade im beginnenden Maturastress ("Ich habe meine Vorwissenschaftliche Arbeit im Flieger mit") befindet. Dabei hätten Wissenschafter für Österreich ja sogar schon Pläne erstellt, die sogar über die EU-Ziele hinausgehen würden. "Man müsste die Pläne nur umsetzen."
"Wer kann es ändern?"
Sie habe in den vergangenen Wochen und Monaten mit mehreren der wichtigsten Politikerinnen und Politikern in Österreich geredet, berichtete Anika Dafert im Gespräch mit der APA. Irgendwann würden dann aber immer dieselben Argumente kommen: "Dafür bin ich nicht zuständig. Das kann ich nicht ändern." Da würden sich für sie und ihre Aktivisten-Kolleginnen und -Kollegen schon einige Fragen stellen, meinte die 17-Jährige: "Wer kann es dann ändern? Wer kann in seinem Amt wirklich etwas machen? Wer ist dafür zuständig und übernimmt aktiv die Verantwortung und sagt: 'Das machen wir jetzt!'?"
So gesehen könnten sich die Erwachsenen in der Politik ein Beispiel an den "Fridays-for-Future"-Jugendlichen nehmen, glaubt Anika und nannte sich selbst als Beispiel: "Ich habe in Salzburg immer wieder geschaut, ob es schon Klimastreiks gibt. Und es hat nichts gegeben. Da habe ich gesagt: 'Dann mach's eben ich!'"
Immerhin würden Politiker ja dafür bezahlt, dass sie Dinge umsetzen sollen. Problematisch sei aber auch, dass diese oft nur so weit denken würden, "wie der Zeitraum ist, wo sie gewählt werden könnten." Doch müssten Politiker auch "zeitlich über den Tellerrand schauen". Nachsatz: "Weil es um unsere Zukunft geht."
Stimme der Jugend
Die Jugend sollte heuer in New York in Sachen Klimaschutz eine wichtige Rolle spielen. Bereits am Samstag organisierte die UNO erstmals einen Jugend-Klimagipfel ("Youth Climate Summit"). Die Vereinten Nationen wollen damit die wichtige Rolle der Jugend im Kampf gegen die Klimakrise besonders hervorstreichen. Bundespräsident Van der Bellen nahm am "Dialog zwischen den Generationen" teil. Das 75-jährige Staatsoberhaupt begleitete die 17-jährige Salzburger Schülerin am Samstag zum "Youth Climate Summit". Das Motto lautete: "Intergenerational Town Hall: Young Leaders engage with World Leaders".
Fridays for Future
"Fridays For Future Austria" setze sich seit Monaten unermüdlich für eine Kehrtwende in der österreichischen Klimapolitik ein, lobte das Büro von Van der Bellen. "Fridays For Future Austria" wollte daher am "Climate Action Summit" als Sprachrohr der Jugend Bericht erstatten und damit direkte Anstöße an die österreichische Politik liefern.
Der Tatsache, dass die "Fridays-for-Future"-Bewegung mit ihren freitägigen Schulstreiks von manchen auch kritisch beäugt wird, ist sich Anika Dafert bewusst. "Manche sagen, wir sollten lieber in die Schule gehen oder etwas arbeiten." Doch halte sich die Kritik in Grenzen. Zudem sei sie oft auch darauf zurückzuführen, dass viele Leute gar nicht wüssten, "was wir genau machen." Sie seien dann oft erstaunt, "wie gut wir uns auskennen." Dabei würden sich die Jugendlichen auch aus eigenem Antrieb weiterbilden. Und zwar im Rahmen der Aktion "Das streikende Klassenzimmer", wie Anika berichtete. "Da laden wir Wissenschafter zu den Streiks ein, damit sie Vorträge halten."