Die Kandidatur für die Hofburg war nicht Teil Ihrer Lebensplanung. Jetzt sind Sie wieder etwas geworden, was Sie nicht angestrebt haben. Wie geht es Ihnen dabei?
NORBERT HOFER: Das Gefühl, das ich jetzt habe, erinnert mich an das Gefühl, das ich hatte, als die Wahl auf mich als FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat gefallen ist. Ich bin einer, der sich sehr schnell auf eine neue Aufgabe einpendelt. Wichtig ist jetzt der Kontakt mit den Landesparteien. Unser größtes Asset ist der enge Zusammenhalt in der Partei. Die Lage heute ist völlig anders als früher. Im Jahr 2002 war die Partei gespalten.
Sie werden die FPÖ als Spitzenkandidat in die Wahl führen?
NORBERT HOFER:Ich will keinem Gremium etwas vorwegnehmen, aber üblicherweise ist der Bundesparteiobmann auch der Spitzenkandidat.
Wie fatal ist die Ibiza-Geschichte für eine Partei, die sich als Österreich-zuerst-Partei versteht?
NORBERT HOFER:Das geht natürlich nicht. Die Dinge, die dort versprochen worden sind, haben aber nicht stattgefunden. Ich kann nur auf mein Ministerium verweisen ...
Sie meinen Straches Angebot, beim Autobahnbau den Russen den Vorzug zu geben?
NORBERT HOFER:Ich wäre nie auf die Idee gekommen, bei den ÖBB oder der Asfinag einer Firma den Vorzug zu geben. Da ist alles korrekt gelaufen. Ich gehe davon aus, dass das auch für meine Vorgänger gilt. Ich bin froh, wenn Haselsteiner auf einer Prüfung beharrt. Er wird nichts finden.
Straches Ibiza-Versprechen sind für eine Bewegung, die sich als Partei der kleinen Leute versteht, ein echtes Desaster. Das erschüttert doch schwer die Glaubwürdigkeit?
NORBERT HOFER: Das geht nicht. Die Dinge haben aber nicht stattgefunden. Ich habe mir die Liste der FPÖ-Spender angeschaut. Es gibt nur zwei Spenden über 10.000 Euro.
Strache hat die Option ins Spiel gebracht, dass Parteiaktivitäten über Vereine finanziert werden. Seit dem Wochenende sind bereits zwei FPÖ-nahe Vereine aufgetaucht. Kommt da noch mehr ans Tageslicht?
NORBERT HOFER: Ich bin erst seit dem Wochenende designierter Parteichef. Ich werde die Vereine genau prüfen lassen. In Österreich scheint es üblich zu sein, dass Wahlplakate von Unterstützungsvereinen finanziert werden. Vielleicht ist es ein guter Anlass, das System grundlegend zu überdenken.
Gudenus hat die Partei verlassen. Ist ein Parteiausschluss von Strache ein Thema?
NORBERT HOFER: Nein, das ist kein Thema. Man darf nicht vergessen, es geht ihm nicht gut.
Kann er wieder in die Politik zurück?
NORBERT HOFER: Ich habe mit ihm gesprochen, das ist für ihn kein Thema. Er will natürlich herausfinden, wie es dazu gekommen ist. Es ist doch sonderbar, welcher Aufwand für ein Video betrieben wurde. Dann wartet man zwei Jahre, um es herauszuspielen. Das macht mir schon Sorgen.
Was ist Ihre Vermutung?
NORBERT HOFER: Ich habe keine Ahnung. Das ist ein Milieu, das mir fremd ist. Ich kenne das nur aus Hollywood-Filmen.
Es kommen ja offenbar noch neue Enthüllungen?
NORBERT HOFER: Ich habe gehört, es gehe dabei in den höchst persönlichen Bereich.
Wie zerrüttet ist das Verhältnis zur ÖVP?
NORBERT HOFER: Wir hatten eine sehr gute Zusammenarbeit, auf Augenhöhe, gerade auch mit dem Kanzler. Es ist schade, denn es war ein tolles Projekt.
Ist eine Rückkehr in eine Koalition unter einem Bundeskanzler Kurz vorstellbar?
NORBERT HOFER: Ich kann mir das nur schwer vorstellen. Es ist unwahrscheinlich.
Sie bereiten sich also auf fünf Jahre Opposition vor?
NORBERT HOFER: Am wahrscheinlichsten ist nach der Wahl eine Große Koalition. Die Geschichte lehrt uns, dass Rot-Schwarz oder Schwarz-Rot immer die wahrscheinlichste Variante ist.
Es steht ja ein Misstrauensantrag im Raum, wo nicht klar ist, was die FPÖ will. Unterstützen Sie diesen?
NORBERT HOFER: Das wissen wir nicht. Nicht, weil wir nicht wissen, was wir wollen, sondern weil wir nicht wissen, was die nächsten Tage bringen. Die politische Lage ist so volatil, dass ich Ihnen das nicht sagen kann. Es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Antrag unterstützen.
Und dass die FPÖ einen eigenen Antrag einbringt, gegen die Regierung oder einen Minister, etwa Justizminister Moser?
NORBERT HOFER: Das haben wir nicht vor.
Wenn Ihnen Kurz das Angebot macht, das Regierungsprogramm weiter umzusetzen, können Sie ihn doch nicht in die Wüste schicken?
NORBERT HOFER: Es gilt jetzt das freie Spiel der Kräfte. Realpolitisch müsste man eine solche Zusammenarbeit neu verhandeln. Was wir sicher nicht machen, ist, dass wir Projekten zustimmen, die extrem viel Geld kosten.
Wenn Sie wieder in die Koalition gehen, dann nur mit der SPÖ?
NORBERT HOFER: Vor einer Wahl kann man sich Koalitionen oft schwer vorstellen. Meine Erfahrung ist: Es gibt einen Wahltag. Vernunft kehrt ein, man spricht miteinander. Mal sehen.
Wenn Sie der Regierung das Misstrauen aussprechen, bringen Sie Karin Kneissl zu Fall ...
NORBERT HOFER: Ja, aber nicht, weil wir sie rausschießen wollen, sondern weil es um ein Gesamtpaket geht.
Sie ist zu Kurz übergelaufen?
NORBERT HOFER: Ich bin ihr nicht böse, sie ist kein Mitglied der FPÖ.
War das abgesprochen?
NORBERT HOFER: Ich habe sie nicht darauf angesprochen, ich wollte sie nicht in Verlegenheit bringen. Sie war eine parteifreie Kandidatin.
Ist sie nicht eine „Verräterin“?
NORBERT HOFER: Nein. Ich sehe das sehr entspannt.
Treten Sie 2022 bei der Wahl für die Hofburg an?
NORBERT HOFER: Ich habe gestern mit meiner Frau gesprochen. Ich kann die Frage heute nicht beantworten. Es ist zu weit weg.