Gewählt wird zwar erst am 4. Mai, Vorentscheidungen über die Nachfolge von Bischof Michael Bünker trifft die evangelisch-lutherische Kirche aber schon dieser Tage. Die Superintendentialversammlungen von sechs der sieben Diözesen haben bereits ihre Kandidaten für die Wahl bekannt gegeben. Als letzte wird Oberösterreich am Samstag die Namen ihres oder ihrer Kandidaten oder Kandidatinnen nennen.

Aus den bisherigen Nennungen lässt sich bereits erkennen, dass der evangelisch-lutherischen Kirche eine Richtungsentscheidung bevorsteht. Nicht zwischen einem Mann und einer Frau, wie sich das Michael Bünker gewünscht hätte, sondern zwischen politisch-theologischen Ausrichtungen, die erst kürzlich in aller Vehemenz aufeinandergeprallt waren.

Die Frage, ob die evangelisch-lutherische Kirche homosexuelle Paare trauen sollte oder nicht, hatte tiefe Bruchlinien in der Kirche zutage treten lassen. Bei der Bischofswahl wird die Frage wohl wieder eine Rolle spielen.

Drei stehen zur Wahl

Derzeit stehen drei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten zur Wahl. Kärnten nominierte Superintendent Manfred Sauer, der auch auf dem Wiener Ticket steht. Salzburg-Tirol votierte wie die Steiermark und das Burgenland für den ehemaligen Leiter der Diakonie, Michael Chalupka, und für den oberösterreichischen Pfarrer Andreas Hochmeir.

Chalupka ist von allen genannten die bekannteste Persönlichkeit. In seiner Funktion an der Spitze der Diakonie hat er sich häufig pointiert zu seinen Kernthemen Armut und Flüchtlinge zu Wort gemeldet.

Als ehemaliger Leiter der Diakonie ein bekannter Anwalt für Arme und Flüchtlinge
Als ehemaliger Leiter der Diakonie ein bekannter Anwalt für Arme und Flüchtlinge © APA/HERBERT PFARRHOFER

Gegen die Trauung Homosexueller

Andreas Hochmeir hingegen, der jüngste der Kandidaten, ist bisher noch wenig in Erscheinung getreten. Hochmeir ist Stellvertreter des oberösterreichischen Superintendenten Gerold Lehner, der als evangelikal gilt. Hochmeir und seine Gemeinde Wallern sollen im Streit um die Trauung homosexueller Paare gegen die Öffnung seiner Kirche gestimmt haben.

Oberösterreichischer Pfarrer Andreas Hochmeir: Er soll gegen die Öffnung der evangelischen Kirche für die Trauung homosexueller Paare gestimmt haben
Oberösterreichischer Pfarrer Andreas Hochmeir: Er soll gegen die Öffnung der evangelischen Kirche für die Trauung homosexueller Paare gestimmt haben © Evangelische Kirche Oberösterreich

Bischof Sauer war kürzlich mit seiner Online-Petition für einen Feiertag am Karfreitag aufgefallen. Er hatte auch am Schweigemarsch zum Aschermittwochtreffen der ÖVP mitgemacht, der dasselbe Ziel verfolgte. Sein Lob für Jörg Haider in einem Hirtenbrief nach dessen Unfalltod hatte 2008 zum Austritt der ehemaligen Superintendentin Gertraud Knoll geführt.

Hoffnung auf kürzere Amtszeit

Sollte sich die Synode am 4. Mai für Hochmeir entscheiden, könnte er die für Bischöfe vorgesehene Amtsdauer durchdienen und der Kirche zwölf Jahren lang vorstehen. Altersbedingt müssten die beiden anderen Kandidaten hingegen nach sechs bis sieben Jahren wieder zurücktreten, da sie dann das Pensionsalter erreicht hätten. Dann wäre eine vorzeitige Neuwahl nötig. Jene, die so bald wie möglich zum ersten Mal eine Frau an der Spitze ihrer Kirche sehen wollen, hoffen daher auf die kürzere Amtszeit, um diese Wahlmöglichkeit sechs Jahre früher zu haben.