Der Ku Klux Klan, Neonazis und die sogenannte Alt-Right-Bewegung seien "abstoßend", sagte Trump am Montag in Washington und kündigte an, jeden, der an der "rassistischen Gewalt" in Charlottesville beteiligt war, zu bestrafen. "Rassismus ist böse, und diejenigen, die in seinem Namen Gewalt anwenden, sind Kriminelle und Verbrecher", fand Trump nach zwei Tagen Verspätung doch noch klare Worte.
Dem US-Präsidenten war überparteilich vorgeworfen worden, sich nach den Vorkommnissen von Charlottesville nicht eindeutig geäußert zu haben. Weil er zunächst von "Gewalt von vielen Seiten" gesprochen und Rassisten nicht explizit beim Namen genannt hatte, war er unter erheblichen Druck geraten.
"Es kommt nicht auf die Hautfarbe an", sagte Trump. Die Attacke eines jungen Mannes mit einem Auto, bei der am Samstag eine Frau ums Leben gekommen war, nannte der Präsident Trump "rassistisch". Amerika müsse auf solchen Hass mit Liebe antworten, Stärke zeigen und aufs Neue zusammenkommen.
Trump hat aber auch am Montag nicht von rechtsgerichtetem Terrorismus gesprochen. Dies hatten die oppositionellen Demokraten und auch Teile seiner republikanischen Partei gefordert. Für Aufsehen hatten auch Äußerungen des früheren Ku-Klux-Klan-Anführers David Duke gesorgt. Er hatte in einem vom "Indianapolis Star" geposteten Video erklärt, die Demonstranten wollten sich "unser Land zurückholen" und damit "die Versprechen von Donald Trump erfüllen".
"Es gibt kein weißes Amerika"
Bei einem Neonazi-Aufmarsch am Samstag in Virginia war ein mutmaßlicher Rechtsextremist in eine Gruppe von Gegendemonstranten gefahren und hat dabei eine Frau getötet und mehrere Teilnehmer schwer verletzt. Viele US-Promis zeigten sich entsetzt über die Eskalation der Gewalt. Der steirische Schauspieler und Ex-Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger (70), zeigte sich am Sonntag auf Twitter "entsetzt von den Bildern der Nazis". "Es gibt kein weißes Amerika, es gibt nur die Vereinigten Staaten von Amerika", fügte er wenig später hinzu.
Die Kritik der Stars richtete sich in vielen Fällen auch direkt gegen Präsident Donald Trump, der die Gewalt im US-Staat Virginia am Wochenende nur recht vage verurteilt hatte: "Bigotterie und Rassismus müssen von unserem Präsidenten ausgesprochen und verurteilt werden", twitterte etwa Schauspieler Ben Stiller (51). Sängerin Lady Gaga (31) schrieb, sie "bete dafür, dass sich ein wirklicher Führer erheben wird, der den Hass aus Amerika vertreiben wird". Schauspielerin Alyssa Milano (44) kommentierte kurz und knapp: "Trumps Amerika".
Ein Akt des Terrorismus
Der Angriff eines mutmaßlichen Rechtsextremisten mit einem Auto auf Gegendemonstranten in Charlottesville kann nach Ansicht von US-Justizminister Jeff Sessions als "Terrorismus" eingestuft werden. Sessions sagte am Montag dem Sender ABC, die Attacke mit einem Todesopfer und 19 Verletzten "passt zur Definition von einheimischem Terrorismus nach unserem Gesetz".
Der Täter hatte sein Auto am Samstag offenbar absichtlich in eine Gruppe von Menschen gesteuert, die gegen einen rechtsextremen Aufmarsch protestierten. Sessions kündigte zugleich an, dass die Ermittlungen der Justiz in dem Fall mit dem Ziel der "härtesten Anklage" geführt würden, denn dies sei "unzweifelhaft ein unakzeptabler, bösartiger Angriff" gewesen. Das Justizministerium hat in dem Fall Ermittlungen auf Bundesebene eingeleitet, die US-Bundespolizei FBI ermittelt.
Sessions Einordnung ist politisch wichtig. Anders als etwa bei der Zuschreibung von islamistisch motiviertem Terrorismus tut sich die Trump-Regierung sehr schwer, in den USA von Amerikanern begangene Verbrechen als Terrorismus zu bezeichnen. Auch Sicherheitsberater H.R. McMaster hatte nach der Tat gesagt: "Natürlich war das Terrorismus."
Protest gegen Trump
Der Chef des US-Pharmakonzerns Merck hat aus Protest über die Reaktion von Donald Trump auf einen Extremistenaufmarsch ein Beratergremium des Präsidenten verlassen. Der Afroamerikaner Kenneth Frazier erklärte am Montag auf Twitter, die Führung des Landes müsse "zu unseren grundsätzlichen Ansichten stehen, indem sie Äußerungen von Hass, Fanatismus und eine Überlegenheit bestimmter Gruppen klar zurückweist".
Auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat einen entschiedenen weltweiten Kampf gegen Rechtsextremismus gefordert. "Das ist schrecklich, das ist böse", sagte Merkel am Montag im Interview mit Phoenix und Deutschlandfunk zu den Vorfällen im amerikanischen Charlottesville. "Das ist rassistische rechtsextreme Gewalt", sagte Merkel.