Frankfurter Allgemeine Zeitung:

Die SPD wird nach dieser „kleinen Bundestagswahl“ alles tun, um daraus eine winzige Landtagswahl zu machen. Nur so wird sie davon ablenken können, dass sie nach ihrem himmelhochjauchzenden Jahresbeginn nach nur wenigen Wochen schon wieder zu Tode betrübt sein muss. Eine Niederlage an Rhein und Ruhr ist nicht eine normale Niederlage für die SPD. Es ist ein Nackenschlag, der von der Bundespartei immer als besonderes Alarmsignal begriffen wurde, bis hin zu Bundeskanzler Gerhard Schröder, der Neuwahlen ausrief, weil im sozialdemokratischen Kernland Anfang 2005 ein nicht einmal besonders charismatischer Christdemokrat das Ruder übernahm. Im Herbst kam die CDU dann auch im Kanzleramt an die Macht, mit einer Politikerin, von der man damals nicht erwartet hätte, dass sie sich so lange halten würde. So ist es auch jetzt wieder. Angela Merkel ist ein Zugpferd ihrer Partei, wie es die SPD offenbar dann doch nicht hat.

Süddeutsche Zeitung:

Die Niederlage in Nordrhein-Westfalen bedeutet das rasche und bittere Ende der Karriere von Hannelore Kraft. Einst hat ihr die SPD sogar das Kanzleramt zugetraut. Der Punkt, an dem sie das Vertrauen vieler Wähler verlor, hat ein Datum: Es war die Silvesternacht 2015/16, bei der Hunderte Frauen begrapscht und bestohlen wurden. Tagelang meldete sie sich nicht zu Wort, beließ auch ihren Innenminister und politischen Vertrauten Ralf Jäger im Amt - zur Freude der CDU-Strategen, die Krafts harten Hund als weiche Flanke der Landesregierung entdeckten.

Berliner Zeitung:

Dass sich Wahlen noch einmal zwischen den großen alten Parteien, zwischen der CDU und der SPD, entscheiden würden, wer hätte das gedacht? Wer hätte auch gedacht, dass eine liberale Partei wie die FDP in dieser aufgeregten Republik noch etwas zählen würde? Die Reportagen vor der Wahl zwischen Rhein und Weser legten ja nahe, dass in sämtlichen Ruhrgebietskneipen die SPD-Stammtische über Nacht gegen AfD-Stammtische ausgetauscht wurden.

Aber die Wähler haben ganz offensichtlich einer orientierungslos taumelnden Protestpartei nicht zugetraut, die Probleme zu lösen, die es gibt im Land. Sie haben ihre Stimmen den Parteien gegeben, denen sie zwar vorwerfen, nicht immer ihre Interessen zu vertreten, denen sie aber offensichtlich doch noch zutrauen, ein komplexes Land regieren zu können. In welcher Konstellation auch immer.