ÖVP-Frauenchefin Dorothea Schittenhelm zeigt sich beim Thema Arbeitszeitflexibilisierung zurückhaltend. Diese wirke "auf den ersten Blick wunderbar", es sei jedoch zu beachten, was dies für Frauen und Kinder bedeute. Schittenhelm sieht im Gespräch mit der APA keine Notwendigkeit für ein Gesetz, gebe es doch bereits die Möglichkeit für Betriebsvereinbarungen.
"Bedenklich, im Sinne der Kinderbetreuung"
Wenn bei der Arbeitszeitflexibilisierung von einem Zwölf-Stunden-Tag die Rede ist, sei das zu "hinterfragen": "Ich halte das für bedenklich, im Sinne der Kinderbetreuung", stellte Schittenhelm fest. "Ich möchte nicht, dass Eltern gezwungen sind, ihre Kinder von 7 bis 19 Uhr in einer Betreuungseinrichtung abzugeben. Das ist nicht Sinn einer flexibleren Arbeitszeit, wo man eigentlich mehr Zeit für die Familie haben möchte", sah die ÖVP-Frauenchefin auch eine gesellschaftspolitische Komponente.
Sie führte weiters ins Treffen, dass vollerwerbstätige Frauen durch Zwölf-Stunden-Arbeitstage in die Teilzeit gedrängt werden könnten: "Hier ist eine große Falle drin. Dann sind wir wieder dort, wo wir nicht hinwollen." Generell ist sie der Meinung, dass es hier kein Gesetz braucht: "Es gibt schon jetzt die Möglichkeit, sich das mit den Unternehmen entsprechend auszumachen mit Betriebsvereinbarungen."
Zwar könne man über alles diskutieren, eine sinnvolle Lösung gebe es aber nur unter Einbeziehung der Familien. Eine Arbeitszeitflexibilisierung könne nur mit Rücksicht auf die entsprechenden Kinderbetreuungseinrichtungen und ihre Öffnungszeiten kommen, so Schittenhelm weiter.
Karmasin sieht "viele Chancen"
Parteikollegin und Familienministerin Sophie Karmasin hatte das Ansinnen für flexiblere Arbeitszeiten zuletzt deutlich positiver gesehen. Sie sah darin gegenüber "Ö1" "viele Chancen" für die Familienfreundlichkeit, können sich Eltern dadurch doch "Blockzeiten" für die Arbeit oder die Familie reservieren. Auch sie verwies jedoch darauf, dass in diesem Fall an den Öffnungszeiten von Kindergärten weitergearbeitet werden muss.
Karmasins Aussagen hatten umgehend Kritik hervorgerufen. Die Grünen attestierten der Ministerin etwa, sie sei von den Interessen der Wirtschaft geleitet. Auch die ÖGB-Frauen betonten, bevor über Arbeitszeitflexibilisierung verhandelt wird, müssen die Rahmenbedingungen passen, und forderten etwa Kinderbildungseinrichtungen mit Öffnungszeiten, die der Arbeitsrealität entsprechen, und Vollzeitarbeitsplätze für Frauen, die das wollen.
Das Thema Arbeitszeitflexibilisierung ist aktuell Gegenstand von Sozialpartnerverhandlungen. Die Bundesregierung hat diese beauftragt, eine Vereinbarung über 1.500 Euro Mindestlohn zu erarbeiten - wofür die Wirtschaft im Gegenzug flexiblere Arbeitszeiten fordert.