Unverhohlene Kritik an der eigenen Partei übt  Baugewerkschafter Josef Muchitsch bei der Entrümpelung der Gewerbeordnung ein. Am Mittwoch  will die Bundesregierung ein umfassendes Paket schnüren. "Meine Angst ist, dass die Gewerbeordnung so liberalisiert ist, dass das Gewerbe nicht mehr geordnet ist – und die Gewerbeordnung nicht mehr den Namen verdient", so Muchitsch zur Kleinen Zeitung.  Die Aussage richtet sich nicht nur an die ÖVP, sondern auch an die SPÖ.

In der Schlüsselfrage, bei der Reform der insgesamt 80 reglementierten Berufe wie Friseur, Optiker, Fleischer, Elektrotechniker, spießt es sich mehr denn je. Während die ÖVP auf Druck der Wirtschaftskammer eher auf der Bremse steht, drängt die SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder auf eine Halbierung der Liste. "Die Hälfte wäre schön", meinte der Klubobmann kürzlich.

"Es kann doch nicht sein, dass man mit dem Taschenrechner die Gewerbeordnung reformiert und vom Schreibtisch aus irgendwelche Vorgaben fixiert", kontert der mächtige Baugewerkschafter und SPÖ-Nationalratsabgeordnete Muchitsch. "Das sollte man  den Experten und Praktikern lassen.“ Muchitsch befürchtet, dass über eine  Reform der Kollektivvertrag ausgehebelt wird.

Muchitsch räumt ein, dass er in dieser Frage am selben Strang wie die Sparte Gewerbe und Handel in der Wirtschaftskammer zieht. Ein in einer Boulevardzeitung erschienenes Inserat, in dem  Muchitsch gegen eine radikale Reform Position bezieht, sei von der Kammer finanziert worden, räumt Muchitsch ein. „Wenn wir etwa den Friseurberuf liberalisieren, wird es keinen Friseur mehr geben, der Qualität anbietet.“

Alle Details über die geplante Gewerbeordnung lesen Sie in der Dienstagausgabe der Kleinen Zeitung.