Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat im Münchner NSU-Prozess zum ersten Mal persönlich das Wort ergriffen. Sie verlas am Donnerstag eine kurze Erklärung, in der sie einräumte, sich früher "durchaus mit Teilen des nationalistischen Gedankenguts" identifiziert zu haben. Dies sei heute jedoch nicht mehr so. "Heute beurteile ich Menschen nicht nach Herkunft und politischer Einstellung, sondern nach Benehmen", sagte Zschäpe.

Bisher jede Aussage verweigert

Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Sie hatte jahrelang auf Anraten ihrer drei Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm jede Aussage verweigert.  Im vergangenen Dezember hatte sie mit Unterstützung von zwei weiteren Anwälten eine Aussage und mehrere Antworten auf Fragen des Oberlandesgerichts München verlesen lassen, bisher aber nie selber das Wort ergriffen.

Sie spricht schnell und leise

Beim Verlesen ihrer eigenen kurzen Erklärung am Donnerstag, dem 131. Verhandlungstag des Mammutprozesses, sprach Beate Zschäpe sehr schnell mit leiser Stimme und wirkte nervös. Die Bundesanwaltschaft hat sie als Mittäterin der zehn überwiegend rassistisch motivierten Morde angeklagt, die ihre beiden mutmaßlichen Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos verübt haben sollen.

Bisher hatte Zschäpe es strikt abgelehnt, Fragen von Anwälten der Opfer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) zu beantworten. Auch auf Fragen des vom Gericht bestellten psychiatrischen Gutachters Henning Saß wollte sie nicht eingehen.

Hunderte Fragen von Anwälten

Die Anwälte der Angehörigen der Opfer hatten Zschäpe Anfang Juli Hunderte Fragen gestellt. Die Hauptangeklagte hatte ihr Schweigen im Dezember erstmals gebrochen und eine Aussage verlesen lassen. Seither antwortete sie auf Nachfragen des Gerichts, der Bundesanwaltschaft und eines Mitangeklagten - aber immer nur schriftlich und mit mehrwöchiger Verzögerung.

Seit dreieinhalb Jahren vor Gericht

Zschäpe steht seit dreieinhalb Jahren vor Gericht. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Mittäterschaft an zehn Morden vor, die ihre beiden Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt als NSU überwiegend aus Fremdenhass verübt haben sollen. Neun der Opfer waren türkisch- oder griechischstämmige Zuwanderer, hinzu kommt eine Polizistin. Zschäpe hatte mit Mundlos und Böhnhardt 13 Jahre unerkannt im Untergrund gelebt.