Zweieinhalb Monate nach ihrer Wahl zur Bürgermeisterin Roms ist Virginia Raggi mit Rücktritten konfrontiert. Ihre Kabinettschefin Carla Raineri reichte am Donnerstag ihre Demission ein. Auch Topmanager von Müllentsorgungs- und Nahverkehrsgesellschaften kehrten Raggi den Rücken. Dies ist vor allem deshalb heikel, gehören diese beiden Bereiche zu den großen Aufgaben der Fünf-Sterne-Politikerin.

Die Ernennung Raineris zur Kabinettschefin sorgte für Diskussionen weil sie nach ihrem Wechsel in Raggis Stab nicht auf das Gehalt als Staatsanwältin von 193.000 Euro pro Jahr verzichten wollte. Die Opposition hatte kritisiert, dies würde die Gemeindekassen zu sehr belasten. Nach Raineris Rücktritt wurde auch die Demission des für Finanzfragen zuständigen Stadtratsmitglieds Marcello Minenna angekündigt.

Raggis Partei, die Fünf-Sterne-Bewegung um den Starkomiker Beppe Grillo, bedauerte den Rückzug Rainieris. Der Ausstieg der Staatsanwältin aus dem Stab der Bürgermeisterin sei wegen ihrer Kompetenz ein großer Verlust für die Gemeinde Rom, erklärte die Fünf-Sterne-Senatorin Paola Taverna.

Interner Krieg

Die Fraktionschefin der oppositionellen Demokratischen Partei (PD) im römischen Gemeinderat, Michela De Biase, sprach unterdessen von einem internen Krieg in der Fünf-Sterne-Bewegung. "Die Bürgermeisterin ist Opfer parteiinterner Rivalitäten, die der Hauptstadt nur schaden", meinte Di Biase.

Bei Amtsantritt sah es für Raggi noch besser aus
Bei Amtsantritt sah es für Raggi noch besser aus © AP

Besonders heikel dürfte der Rücktritt des Geschäftsführers der römischen Müllentsorgungsgesellschaft AMA, Alessandro Solidoro, sowie zweier Spitzenmanager der Nahverkehrsgesellschaft ATAC sein. Die Bürgermeisterin hatte die beiden Gesellschaften zuletzt wegen Ineffizienz scharf kritisiert.

Bekommt die erste weibliche Bürgermeisterin die Probleme der Ewigen Stadt - vor allem die Müllentsorgung und die defizitären Verkehrsbetriebe - jedoch nicht schnell in den Griff, könnten viele Römer das Vertrauen in Raggis Fünf Sterne-Bewegung verlieren. Die Partei des Populisten Grillo hatte im Juni mit großer Mehrheit die Bürgermeisterwahl in Rom gewonnen. Der Sieg war vor allem den Slogans für einen Neustart der Stadt nach Jahren der Missstände zu verdanken.