Nach den Selbstmordanschlägen auf den Istanbuler Flughafen konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS). Drei Selbstmordattentäter töteten nach türkischen Angaben am Dienstagabend in dem größten türkischen Flughafen und wichtigen internationalen Drehkreuz 41 Menschen und verletzten 239 weitere.
Schulterschluss gegen Terror gefordert
Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte, der Angriff müsse zum Wendepunkt im globalen Kampf gegen den Terrorismus werden. Auch jenseits der Türkei forderten Politiker einen Schulterschluss gegen den Terror.
Einer der Täter habe in der Abflughalle kurz vor 22.00 Uhr um sich geschossen, berichteten Augenzeugen. Dann hätten sich alle drei in oder in der Nähe der eine Etage tiefer gelegenen Ankunftshalle in die Luft gesprengt. Die Polizei habe versucht, zwei der Angreifer durch Schüsse zu stoppen, bevor sie die Kontrollstelle in der Ankunftshalle erreicht hätten, teilten die Behörden mit. Doch die Attentäter hätten ihre Sprengsätze gezündet.
Unter den Getöteten waren nach türkischen Angaben 13 Ausländer, aber keine Österreicher, Deutsche oder Schweizer. Der französische Präsident Francois Hollande teilte mit, es seien zwei Franzosen leicht verletzt worden. Ihm liege aber noch keine endgültige Bilanz vor, fügte Hollande bei einer Pressekonferenz zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel hinzu.
Auch am Mittwoch bekannte sich zunächst niemand zu dem Anschlag.
Erinnerungen an IS-Attentat
Der Anschlag erinnerte an das IS-Attentat auf den Brüsseler Flughafen im März, bei dem 16 Menschen getötet wurden. Die Ermittlungen in der Türkei gehen ebenfalls in diese Richtung. Erste Hinweise deuteten auf den IS, sagte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim. Ein türkischer Ermittler erklärte, die Arbeit gleiche einem Puzzle. Die Aufnahmen von Sicherheitskameras würden gesichtet und Zeugenaussagen ausgewertet. Die türkische Nachrichtenagentur Dogan berichtete, bei den Männern handle es sich womöglich um Ausländer, nannte jedoch keine Quellen.
Zwei Terrorismus-Spezialisten der US-Regierung erklärten, die Art des Angriffs spreche für die Extremistenorganisation. Der IS habe in der Vergangenheit "weiche Ziele" wie zufällig anwesende Passanten angegriffen. Die kurdische PKK und deren Splittergruppen griffen normalerweise das Militär oder Regierungsvertreter an.
Nach Angaben der US-Experten hat der IS zwar die Angriffe in der Türkei gesteigert. So waren bei einem IS-Anschlag im Jänner in Istanbul zwölf deutsche Touristen getötet worden. Allerdings bekenne sich die Miliz selten zu den Attacken, da die Türkei eines der wichtigsten Transit-Länder der Organisation sei.
Weltweites Entsetzen
Weltweit äußerten sich Politiker entsetzt über den Anschlag. Nach Angaben der russischen Regierung waren sich Präsident Wladimir Putin und Erdogan nach einem Telefonat einig, die Zusammenarbeit gegen den Terrorismus müsse verbessert werden.