Die serbischen Medien und viele Politiker in Belgrad malen vom Kosovo ein düsteres Bild: Eine Provinz, dominiert von Drogenschmuggel und organisierter Kriminalität, von Armut und Arbeitslosigkeit, mit einer machtlosen Uno-Verwaltung und einer internationalen Friedenstruppe, die das Lebensrecht der serbischen Minderheit nicht zu schützen vermag. Genährt wurde dieses finstere Bild des Kosovo in Serbien, als bei Unruhen im März 2004 Tausende Serben flüchteten und albanische Extremisten ihre Häuser und Kirchen in Brand steckten.

Im Wandel. Aber in Wahrheit hat sich das Kosovo-Bild in den vergangenen Jahren trotz des albanischen Nationalismus und vieler offenen Wunden und Rechnungen doch etwas gewandelt. Ein Beispiel dafür ist der Grenzübergang Merdare zwischen Serbien und dem Kosovo. Immer öfter sieht man, dass auch Autos mit serbischen Kennzeichen über die Grenze kommen. Und in Istok im Nordwesten des Kosovo sind sogar erste Anzeichen einer Rückkehr vertriebener Serben feststellbar, werden orthodoxe Kirchen wieder aufgebaut.

Gemeinsamkeit. So paradox es auf den ersten Blick scheinen mag, haben Serben, Albaner und alle anderen Einwohner des Kosovo zumindest eine Gemeinsamkeit: Sie alle haben mit denselben Alltagsproblemen zu kämpfen. Sie rühren nicht zuletzt daher, dass weder Uno noch EU seit dem Ende des Krieges eine Entwicklungsstrategie für die rückständige Provinz entwickelt und umgesetzt haben.

Alltag. Dieses Versäumnis wirkt sich drastisch auf das tägliche Leben aus: die Stromversorgung ist noch immer nicht gesichert, umweltverschmutzende Braunkohlekraftwerke liefern viel zu wenig Energie. Der Großteil aller Waren wird importiert, die Landwirtschaft leidet an einem Mangel an Vieh, an der Unmöglichkeit, Milch hygienisch und rasch zu Molkereien zu transportieren und an der schlechten Infrastruktur, die auch die übrige wirtschaftliche Entwicklung hemmt.

Ungleiche Einkommen. Größter Arbeitgeber sind die internationalen Institutionen, also die Uno, die "Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit" (OSZE), die EU und die Kosovo-Friedenstruppe KFOR, deren Lohnniveau weit über dem liegt, was der Staat oder viele private Firmen bezahlen. So verdienen Dolmetscher bei den "Internationalen" zwischen 400 und 800 Euro pro Monat, während das offizielle Gehalt eines Uni-Professors bei 200 bis 300 Euro liegt. Die internationalen Organisationen halten auch die vielen Restaurants im Pristina und anderen Städten am Leben und sind auch für ein Preisniveau verantwortlich, das mit Österreich vergleichbar ist!