In einem Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" schloss der Dalai Lama nicht aus, dass sein Nachfolger weiblich sein könnte. "Die Nachfolge des Dalai Lama hängt ausschließlich vom tibetischen Volk ab", sagte der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso. Der neue Dalai Lama könnte auch eine Frau sein, sollte dies für das tibetische Volk nützlich sein.

Sehnsucht. Außerdem sehne er sich nach dem verstorbenen Papst Johannes Paul II., mit dem er mehrmals zusammengetroffen war, zurück. "Er war eine außerordentliche Persönlichkeit. Schon beim ersten Mal haben wir ein Gefühl der Verbundenheit empfunden. Er fehlt mit sehr. Er war immer fest entschlossen, auch als seine Kräfte nachließen", sagte das tibetische buddhistische Exiloberhaupt in dem "La Repubblica" Interview.

Besuch in Italien. Das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter befindet sich dieser Tage zu einem Besuch in Italien, wo er auch mit anderen Trägern des Friedensnobelpreises zusammentrifft. Gerüchte über ein Treffen zwischen dem 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, und Papst Benedikt XVI. wurden vom Vatikan dementiert. "Ich habe Benedikt XVI. ein einziges Mal in der Vergangenheit getroffen. Damals sagte er mir, wie wichtig es sei, dass Glauben und Verstand gemeinsam voranschreiten. Dies ist wunderschön", sagte der Dalai Lama.

Warnung. Die chinesische Regierung hatte den Vatikan ausdrücklich vor einem Treffen des Papstes mit dem Dalai Lama gewarnt. Der Heilige Stuhl hatte im vergangenen Mai angekündigt, Verhandlungen mit der Volksrepublik China über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen anzustreben. In der Volksrepublik ist nur die 1957 auf Druck des kommunistischen Regimes gegründete "Chinesische Katholische Patriotische Vereinigung" zugelassen, die offiziell keine Kontakte zum Vatikan unterhalten darf und ihre Bischöfe unter staatlicher Aufsicht eigenmächtig einsetzt. (Dies gilt nicht für die "Sonderverwaltungsgebiete" Hongkong und Macao.) Die papsttreue Untergrundkirche gilt offiziell noch als "vom Ausland gesteuerte subversive Organisation". Der "patriotische" Klerus war noch von Papst Pius XII. exkommuniziert worden. In jüngster Zeit hat Rom aber der Einsetzung "patriotischer Bischöfe" zugestimmt.