Der seit 18 Jahren mit harter Hand regierende Bürgermeister von Moskau, Juri Luschkow, sieht sich zunehmend Gerüchten um ein Ende seiner umstrittenen Dauerherrschaft ausgesetzt. Erstmals seit Jahren thematisierte nun das russische Staatsfernsehen NTW die von Korruption und Günstlingswirtschaft geprägten Strukturen unter dem 73-jährigen Luschkow.

Die Enthüllungsreportagen sorgten im politischen Moskau am Sonntag für großes Aufsehen. Seit Tagen spekulieren vor allem Zeitungen darüber, dass Kremlchef Medwedew den Gefolgsmann von Regierungschef Putin aus dem Amt entlassen könnte. Das wäre aus Sicht von Beobachtern ein politisches Erdbeben und ein erster echter Machtbeweis für Medwedew.

Zum ersten Mal seit 1999 kritisierte das Fernsehen eine Persönlichkeit dieses politischen Gewichts. In den Sendungen "Maximum" und "Der Fall Schiebermütze" in Anspielung auf Luschkows bevorzugte Kopfbedeckung beleuchteten die Reporter zudem die Geschäfte seiner Ehefrau. Jelena Baturina gilt mit ihrem Milliardenvermögen als die reichste Frau Russlands. Mit ihrer Baufirma Inteko soll sie immer wieder von den Aufträgen aus dem Bürgermeisteramt profitiert haben. Luschkow war im Sommer 1992 vom damaligen Präsidenten Jelzin zum Bürgermeister ernannt worden.