Serbien will bei seiner bisherigen Kosovo-Politik bleiben. Außenminister Vuk Jeremic bekräftigte die Entschlossenheit Belgrads, diese Politik "nicht zu verändern", berichtete der Sender B-92. "Uns stehen schwierige Tage, große Herausforderungen bevor." Der nächste Schritt sei eine Debatte in der UNO-Vollversammlung, unterstrich Jeremic, der in Den Haag der Verlesung des IGH-Gutachtens zur Unabhängigkeit des Kosovo beiwohnte.
Der Präsident des Internationalen Gerichtshofs (IGH), Hisashi Owada, hatte zuvor bei der Verlesung des Gutachtens festgehalten: Die Ausrufung der Unabhängigkeit der früheren südserbischen Provinz Kosovo am 17. Februar 2008 habe das "allgemeine internationale Recht nicht verletzt".
Kein Einfluss auf NATO-Truppe KFOR
Die Schweiz, wo viele Kosovo-Albaner leben, begrüßte die IGH-Expertise. Die Schweiz hatte die Unabhängigkeit des Kosovo zehn Tage nach deren Ausrufung am 17. Februar 2008 anerkannt. "Wir betrachten das Gutachten als Chance für alle interessierten Kreise, einen Dialog aufzunehmen, um offenen Fragen, die sich aus der Unabhängigkeit des Kosovo ergeben, einer einvernehmlichen Lösung zuzuführen", erklärte das Außenministerium in Bern laut Agentur sda. Dies sei für eine dauerhafte Stabilisierung sowie für die demokratische und sozio-ökonomische Weiterentwicklung Südosteuropas auf dem Weg zur europäischen Integration von großer Bedeutung.
Positiv auf das IGH-Gutachten reagierte auch Slowenien, während dessen EU-Ratsvorsitz die kosovarische Unabhängigkeitsausrufung im Februar 2008 erfolgte. "Mit der Veröffentlichung des Gutachtens ist ein Schritt getan worden, der positive Fortschritte in den Beziehungen zwischen Belgrad und Prishtina (Pristina) ermöglichen wird." Die Unabhängigkeit des Kosovo sei "eine unzweifelhafte Tatsache, die nicht verändert werden kann", betonte das Laibacher Außenministerium in einer Aussendung.
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen betonte unterdessen in einer Aussendung: Die IGH-Expertise habe keinen Einfluss auf die NATO-geführte Schutztruppe KFOR im Kosovo. KFOR werde weiterhin ihr Mandat erfüllen, unparteiisch ein sicheres Umfeld im Kosovo zu gewährleisten - für die albanische Mehrheit genauso wie für die Minderheiten.