Das Europaparlament unterstützt den für Ende Juli geplanten Beginn von Beitrittsverhandlungen mit Island. In einer am Mittwoch mit großer Mehrheit angenommenen Resolution rufen EU-Volksvertreter Island zu Justizreformen, einer kompromissbereiten Haltung im Fischereibereich sowie einer Einigung mit Großbritannien und den Niederlanden um Spareinlagen bei der insolventen Internetbank "Icesave" auf.

Die EU-Abgeordneten stimmten mit 323 zu 272 Stimmen auch einem Änderungsantrag der Grünen zu, in dem Island aufgefordert wird, den Walfang zur Gänze aufzugeben und alle Vorbehalte gegenüber der Internationalen Walfangkommission (IWC) fallen zu lassen. Island, Norwegen und Japan haben unter Verweis auf nationale Traditionen eine Ausnahme vom Walfang-Moratorium bei der IWC erwirkt.

Zwar erfüllt Island als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) und des Schengen-Abkommens schon einen großen Teil des europäischen Rechtsbestands, EU-Ratsvorsitzender Steven Vanackere und EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle erwarten dennoch keine problemlosen Beitrittsgespräche. "Wir dürfen die Augen nicht davor verschließen, dass der Beitrittsweg Herausforderungen bieten wird, etwa im Bereich der Fischerei", sagte Füle. "Walfang, Icesave und die Unabhängigkeit der Justiz. Das sind Fragen, die noch offen sind", sagte Vanackere. Daher sei es auch "nicht angemessen, dass der Rat schon einen Zeitplan (für die Beitrittsgespräche) nennt". Der Erweiterungskommissar kündigte an, dass die "sensiblen Themen" zu Beginn der Beitrittsgespräche angesprochen werden sollen - und nicht wie bei früheren Beitritten erst zum Schluss.