er neu gewählte deutsche Bundespräsident Christian Wulff hat am Freitag in Berlin seinen Amtseid abgelegt. "Ich weiß um die große Verantwortung, die das Amt des Bundespräsidenten mit sich bringt", sagte Wulff in der gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat. In seiner Rede nach seiner Vereidigung hob er hervor, zwischen den vielfältigen Gesellschaftsschichten in Deutschland und ihren verschiedenen Interessen Brücken bauen zu wollen. "Mir ist es wichtig, Verbindungen zu schaffen." Besonders wichtig sei ihm, dass alle Kinder unabhängig von Wohlstand und Herkunft gleiche Bildungschancen bekommen.
Der bisherige niedersächsische Ministerpräsident und CDU-Politiker ist der zehnte deutsche Bundespräsident. Er benötigte bei seiner Wahl am Mittwoch ungewöhnlicherweise drei Wahlgänge, weil ihm zahlreiche Delegierte der schwarz-gelben Koalition die Unterstützung verweigerten. Dies wurde anschließend in Kommentaren als "Ohrfeige" für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gewertet.
Ausdrücklich dankte Wulff seinem unterlegenen Gegenkandidaten von SPD und Grünen, Joachim Gauck, sowie der Kandidatin der Linken, Luc Jochimsen, für den fairen Wahlkampf. Wulff bat Gauck, auch künftig von seiner "Liebe zur Freiheit" und seinen Erfahrungen mit der DDR- Diktatur zu berichten.
"Augenblick erfüllt mich mit Zuversicht und Demut
Wulff sprach von "unendlich vielen Erfolgsgeschichten". Er plädierte für ein starkes Engagement der Bürgerinnen und Bürger bei den politischen Aufgaben. Er würdigte die Partnerschaft von Arbeitgebern und Gewerkschaften. Jetzt sei es wichtig, dass sich Ereignisse wie die Wirtschaftskrise nicht wiederholten. Die Verursacher müssten zur Verantwortung gezogen werden.
Wulff nannte seinen Amtsantritt einen bewegenden Moment. "Er erfüllt mich mit Freude und Ernst, mit Zuversicht und Demut", sagte er. "Ich bin dankbar dafür, nun in diesem Amt dienen zu dürfen - Deutschland und den Deutschen und allen Menschen, die hier leben."
Der Christdemokrat hatte den Eid bei einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Länderkammer abgelegt. Nach einem Versprecher musste Wulff seinen Amtseid ein zweites Mal beginnen. Wie in der Verfassung vorgesehen, gelobte er, dass er seine Kraft "dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetzes des Bundes wahren und verteidigen" werde. Der ehemalige niedersächsische Ministerpräsident fügte hinzu: "So wahr mir Gott helfe."
Wulff kann seine Amtszeit mit einem breiten Rückhalt in der Bevölkerung beginnen. Im repräsentativen ARD-Deutschlandtrend sagten 72 Prozent der Befragten sie seien der Ansicht, dass Wulff ein guter Bundespräsident werde. 58 Prozent der Deutschen denken, dass "am Ende mit Wulff der richtige Kandidat gewählt worden ist". Nur 35 Prozent finden, dass der frühere DDR-Bürgerrechtler und Stasi-Akten-Beauftragte Gauck "der bessere Präsident gewesen wäre". Mehr als drei Viertel der Befragten finden es gut, "dass diesmal ein jüngerer Kandidat in das Amt gewählt wurde".
Zu Beginn der Sitzung zur Vereidigung Wulffs dankte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) dem zurückgetretenen Bundespräsidenten Horst Köhler dafür, in seiner Amtszeit immer wieder auch unbequeme Dinge gesagt und im Sinne der Menschen gehandelt zu haben. So habe er sich für "Gerechtigkeit in der globalen Welt" und für eine Partnerschaft mit Afrika eingesetzt. "Er hat die Menschen, ihre Sorgen und Nöte ernst genommen, und sie danken es ihm mit anhaltender Zuneigung." Köhler war am 31. Mai nach Kritik an Interviewaussagen zum Einsatz in Afghanistan überraschend von seinem Amt zurückgetreten.