Der Erpressungsfall um den süditalienischen Unternehmer Giampaolo Tarantini wird für Regierungschef Berlusconi immer mehr zum Problem. Der Premier wird verdächtigt, gegen das Gesetz zur Bekämpfung der Geldwäsche verstoßen zu haben.
Berlusconi könnte aus Geheimkonten bis zu 850.000 Euro für den skandalumwitterten Tarantini und seinen Freund Valter Lavitola geschöpft haben, vermuten die neapolitanischen Staatsanwälte. Damit soll sich der Premier Tarantinis Schweigen über die Callgirls erkauft haben, die in seinen Residenzen verkehrten und die ihm Tarantini vermittelte.
Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, würde der Premier vom Opfer eines Erpressungsfalls zum Angeklagten avancieren. Die Staatsanwälte Neapels, die in der heiklen Erpressungsaffäre ermitteln, wollen jetzt den Regierungschef befragen. Am Dienstag sollten die Rechtsanwälte Berlusconis bekanntgeben, wann der Premier zu einem Treffen mit den neapolitanischen Ermittlern bereit sei.
Ins Visier der Staatsanwälte ist auch Berlusconis Rechtsanwalt und Parlamentarier Nicolo Ghedini geraten, berichtete die römische Tageszeitung "La Repubblica" am Dienstag. Ghedini soll über die illegalen Zahlungen informiert gewesen sein, mit denen Berlusconi sich Tarantinis Schweigen erkaufen wollte.
Tarantini hatte 2009 als "Frauen-Vermittler" für die Partys des Medienzaren für Schlagzeilen gesorgt. Der hagere Unternehmer aus Bari soll dem Premier über 30 junge Frauen für Partys in seinen Villen in Rom und Sardinien vermittelt haben. Wegen Drogenhandels war Tarantini im vergangenen Juni zu zwei Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden.
Der vergangene Woche verhaftete Tarantini und dessen Ehefrau Angela hatten bei einem Verhör in Neapel am Samstag den Vorwurf bestritten, Berlusconi für Falschaussagen über Callgirls erpresst zu haben. Berlusconi habe ihnen lediglich Geld gegeben, weil Tarantini aufgrund der gegen ihn laufenden Ermittlungen wegen Drogenhandels und Korruption nicht arbeiten konnte. Nach dem Verhör war Tarantinis Ehefrau freigelassen worden. Ihr Mann bleibt weiter in der neapolitanischen Strafanstalt Poggio Reale in U-Haft.