Gibt es überhaupt den politischen Willen, die Erhebungen so zu koordinieren und zu steuern, dass das ganze System sichtbar wird?

BEATRIX KARL: Der heutige Start der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ist da von ganz großer Bedeutung.

Die Telekom, die Buwog, viele andere Alt-Fälle liegen auf dem Tisch, und ausgerechnet hier kann diese neue Institution nicht tätig werden. Wollen Sie das ändern?

KARL: Die Buwog-Staatsanwälte wechseln in die neue Institution und nehmen den Fall mit.

Wäre so etwas nicht auch im Fall der Telekom möglich, damit eine einzige Institution den Überblick über alle Akten und weiteren Ermittlungsnotwendigkeiten hat?

KARL: Die Telekom ist gut bei der Wirtschaftsgruppe der Staatsanwaltschaft Wien mit Staatsanwalt Gerhard Jarosch aufgehoben. Da mache ich mir keine Sorgen. Die Staatsanwälte schauen schon, dass sie zu ihren Informationen kommen, das funktioniert gut.

In der Causa Hypo Alpe Adria hat man aber diesen Weg gewählt: die CSI Hypo in Marsch gesetzt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle Akten unterschiedlichster Herkunft zu sichten, in ein Bild zu bringen und damit auch den Ermittlungsprozess zu begleiten. Wer könnte das hier leisten?

KARL: Die neue Korruptionsstaatsanwaltschaft und die Wirtschaftsgruppe der Staatsanwaltschaft Wien.

Nicht alle Fälle sind dort anhängig und sie sind personell völlig unterbesetzt . . .

KARL: Uns fehlen Leute mit dem Spezialwissen. Wir haben schon Rechtsanwälte für die Staatsanwaltschaft gewinnen können und arbeiten an weiteren Anreizen.

INTERVIEW: CLAUDIA GIGLER