Augenzeugen sagten dem Nachrichtensender Al-Arabiya, in den Städten Homs und Aleppo habe es auch am Donnerstag noch Razzien und Operationen des Militärs gegeben. Ein UNO-Sprecher hatte in der Nacht erklärt, Assad habe in einem Telefongespräch UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon gesagt, die Einsätze von Militär und Polizei gegen Oppositionelle seien beendet.

Alleine am Mittwoch sollen in den Ortschaften Homs, Al-Haula, Lataki, Hama und Zawiyah nach Angaben der Opposition 21 Zivilisten getötet worden sein. In Homs soll ein 17 Jahre altes Mädchen unter den Todesopfern sein. In Latakia, wo die Sicherheitskräfte in den vergangenen Tagen unter anderem ein Palästinenserlager attackiert hatte, starb den Angaben zufolge ein Palästinenser. Seit Beginn der Proteste gegen Präsident Assad im vergangenen März sollen nach Informationen syrischer Menschenrechtler bereits rund 2000 Menschen getötet worden sein. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben durch ausländische Beobachter hat die Regierung bisher verhindert.

Assad hatte am Mittwochabend auf einer Konferenz der regierenden Baath-Partei erklärt, in Syrien würden demnächst zahlreiche Reformvorhaben umgesetzt. Dies sei nicht das Ergebnis von Druck aus dem Ausland, sondern Ausdruck des Reformwillens des syrischen Volkes. Die Vereinten Nationen hatten am Mittwoch in Beirut mitgeteilt, sie hätten mehr als 20 Mitarbeiter aus Syrien abgezogen.

UN-Gremium berät am Montag

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen kommt am Montag zu einer Sondersitzung zur Lage in Syrien zusammen. Wie das Gremium am Donnerstag in Genf mitteilte, hatten mehrere EU-Staaten, die USA und die vier arabischen Länder Jordanien, Kuwait, Saudi-Arabien und Katar die Sitzung verlangt. Wie aus Diplomatenkreisen verlautete, soll der Menschenrechtsrat - wie schon bei einer ersten Sitzung zu Syrien Ende April - mit einer Entschließung das Vorgehen der syrischen Sicherheitskräfte gegen Demonstranten verurteilen und eine Untersuchung der Gewalt fordern.

Am Donnerstag (21.00 Uhr MESZ) soll sich auch der UNO-Sicherheitsrat in New York mit der Menschenrechtslage in Syrien befassen. UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay und die Vize-Generalsekretärin für humanitäre Angelegenheiten Valerie Amos werden höchstwahrscheinlich hinter verschlossenen Türen über die aktuelle Lage in Syrien berichten. Diplomaten gehen davon aus, dass Pillay Ermittlungen des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag gegen die Regierung von Präsident Bashar al-Assad fordern wird.