Ein neues Flüchtlingsdrama vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa erschüttert Italien. In einem aus Libyen abgefahrenen Flüchtlingsboot sind am Montag 25 Menschen tot aufgefunden worden. Die Leichen junger afrikanischer Männer wurden im Laderaum des Schiffes gefunden, auf dem sich insgesamt 271 Personen, darunter 36 Frauen und 21 Kinder, befanden.

"Sie waren seit mindestens zwei Tagen tot", berichtete ein Arzt auf Lampedusa. Die Migranten seien wegen der Hitze und dem Sauerstoffmangel im Laderaum gestorben, in dem sie die Abgase des Motors einatmen mussten. Die Flüchtlinge im Lagerraum hätten nach einigen Stunden Reise versucht, den stickigen Laderaum zu verlassen. Sie wurden jedoch von den anderen Migranten daran gehindert. Das Boot sei so überfüllt gewesen, dass es für andere Personen im Freien keinen Platz mehr gab.

Das Boot sei über drei Tage unterwegs gewesen. Die hohe Temperatur habe die Verwesung der Leichen beschleunigt, berichtete ein Arzt. Die sizilianischen Justizbehörden leiteten eine Untersuchung ein. Das Migrantenboot war wegen einem Motorschaden vor Lampedusa in Seenot geraten. Die sizilianische Küstenwache eilte dem Boot zur Hilfe und entdeckte die Leichen im Lagerraum. "Es war erschütternd, der Gestank war unerträglich, weil wegen der Hitze die Leichen zum Teil schon verwesen waren", berichtete ein Mitglied der Rettungsmannschaften. Die überlebenden Flüchtlinge wurden nach Lampedusa gebracht, wo sie versorgt wurden. Ihr Zustand ist nicht besorgniserregend.

Die süditalienische Mittelmeerinsel nun weiter nicht zur Ruhe. 53 tunesische Migranten erreichten am Montagnachmittag den Hafen. Es handelt sich um das zweite Boot, das innerhalb von zehn Stunden auf der Insel eintraf.