Was soll ein U-Ausschuss an seinem letzten Arbeitstag tun mit einem Zeugen wie dem Milliardär Martin Schlaff, der sich mit kühler Miene und einem "Guten Morgen allerseits" lässig in den Sessel hängt und gleich zur Sache kommt: "Wie Sie sehen, bin ich da... Leider bin ich Mitbeschuldigter in einem Verfahren. Deshalb werde ich zu den Telekom-Ostgeschäfte nichts sagen. Es wäre zeitökonomischer, die Befragung jetzt zu beenden."
Je mehr sich die Abgeordneten auch mi Einwänden oder angedrohten Beugestrafen bemühten, den Herren zum Reden zu bringen, desto mehr provozierte Schlaff. "Herr Abgeordneter, Sie haben mich noch nicht überzeugt, ob diese Frage angebracht ist. Deshalb antworte ich nicht". So speiste er den FPÖ-Fragesteller Harald Vilimsky ab, der wissen wollte, ob Schlaff zuletzt mit Politikern über seine Befragung geredet habe. Als ihm der Ausschussvorsitzende Walter Rosenkranz nahelegte, wenigstens mit Ja oder Nein zu antworten, kam es zum Eklat: Schlaff belehrte ihn, was Bruno Kreisky einmal in so einer Situation gesagt habe.
70 Entschlagungen
Nämlich, dass Kreisky "so zuletzt von der Gestapo befragt" worden sei. Rosenkranz und andere empörten sich über "den Vergleich". Schließlich ging Schlaff dazu über, stakkatoartig mit einem "ich entschlage mich" zu reagieren. Die SPÖ verzichtete daher völlig auf ihr Fragerecht.
Andere nicht. Schlaff brachte es auf mehr als 70 "Entschlagungen". Nur der Grüne Peter Pilz und BZÖ-Mandatar Stefan Petzner nutzten die Chance, aus Akten vorzulesen, wissend das Schlaff nicht antworten wird. Sie malten ein dubioses Bild vor allem über den Kauf der bulgarischen Mobiltel durch die Telekom Austria. Diese haben Schlaff, Ex-ÖVP-Chef Josef Taus und Ex-Länderbanker Herbert Cordt mit einem Gewinn von rund 800 Millionen unter zweifelhaften Umständen um 1,6 Milliarden an die Telekom Austria verkauft. Wie es zu diesem Preissprung kam, erklärte Schlaff auch nicht. Er wolle aber schon mit der Justiz, die wegen ähnlicher Deals der Telekom mit Schlaff in Weißrussland und Serbien ermittelt, zusammenarbeiten, kündigte Schlaff an.
Auch eine Sitzungsunterbrechung nach vier Stunden, weil Schlaff einen Termin hatte, half nicht weiter. Zwei weitere Stunden später war der Spuk vorbei.
Nachlese: DiePresse.com berichtete live:
<a href="http://www.coveritlive.com/mobile.php/option=com_mobile/task=viewaltcast/altcast_code=35bc97b93b" >Live-Ticker vom U-Ausschuss-Finale</a>
WOLFGANG SIMONITSCH