Die europäischen Banken haben sich in den vergangenen Monaten 200 Milliarden Euro frisches Kapital besorgt, um widerstandsfähiger gegen die Finanzkrise zu werden, berichtete die Europäische Bankenaufsicht EBA am Mittwochabend. In Österreich haben Raiffeisen und die Erste Group mit Eigenkapitalquoten von 10,0 bzw. 9,9 Prozent die EBA-Mindestanforderungen an das harte Kernkapital klar übertroffen.
27 Banken im Fokus
Die EBA legt ihrem Abschlussbericht über ihr Programm zur Bankenrekapitalisierung vor. Dem seit Juli im wesentlichen bekannten Stresstest zufolge statteten sich die europäischen Banken zwischen Dezember des vergangenen Jahres und Ende Juni mit zusätzlichen Risikopuffern in Höhe von 200 Milliarden Euro aus. In dieser Summe sind aber auch die von EZB und Staaten geleisteten Hilfen für spanische und griechische Banken enthalten. Die 27 Banken, die der EBA Pläne zum Erreichen der Anforderungen von neun Prozent hartem Kernkapital vorlegen mussten, sammelten 116 Milliarden Euro ein.
Der Vorsitzende der EBA, Andrea Enria, erklärte, die europäischen Banken hätten bedeutende Fortschritte bei der Kapitalaufstockung gemacht. Mit ihr seien die Banken heute in einer besseren Verfassung, die Realwirtschaft zu finanzieren. Allerdings müsse der eingeschlagene Weg weiter fortgesetzt werden. Die EBA werde die Banken auffordern, die Kapitalpläne so zu skizzieren, dass sie mit der kommenden Eigenkapitalrichtlinie der EU CRD4 übereinstimmten.
Bis zu 10 Prozent
Die österreichische RZB-Gruppe hat per 30. Juni eine harte Kernkapitalquote gemäß EBA-Definition von 10,0 Prozent erreicht und liegt damit einen Prozentpunkt über der Vorgabe. Die Erste Group erreichte 9,9 Prozent. Beide Werte enthielten noch nicht die im 1. Halbjahr erzielten Gewinne, erklärten die beiden Banken in den Abendstunden. Die Bank Austria wurde im zusammen mit ihrer Mailänder Mutter UniCredit geprüft. Die von den Kapitalvorgaben ursprünglich ebenfalls erfasste ÖVAG war nach dem Verkauf ihres Ostgeschäfts aus dem Kreis der systemrelevanten grenzüberschreitenden Banken herausgefallen.
Nach den neuen Vorschriften müssen die europäischen Banken ihre Kernkapitalquote auf über neun Prozent erhöhen. Im Juni hat die durchschnittliche Kernkapitalquote von 61 untersuchten Kreditinstituten bei 10,7 Prozent gelegen.