Gegen den Enkelsohn von Chaleo Yoovidhya, dem thailändischen Red-Bull-Mitbegründer, wird in Thailand nun doch Anklage erhoben: Vorayuth Yoovidhya (27) muss sich wegen Tötung eines Menschen wegen fahrlässiger Fahrweise verantworten, hinzu kommen Fahrerflucht und als neuester Anklagepunkt : Fahren unter Alkoholeinfluss.
Thailand, die einstige Vorzeigenation Südostasiens, ist endgültig in einem Lähmungszustand gefangen. Politiker und Reiche tun und lassen im Königreich, wie es ihnen gefällt.
Symptomatisch für das Willkürregime der Privilegierten hat ein junger Erbe des Red-Bull-Erfinders einen Polizisten totgefahren. Alle im Land wissen: Der junge Mann hat nichts zu fürchten, schließlich repräsentiert er die unantastbare Elite. Thailand mag über moderne Gesetze verfügen, doch niemand befolgt sie.
Einflussreiche politische Scharfmacher bleiben auf freiem Fuß, und auch die Verantwortlichen hinter der letztjährigen Überschwemmungskatastrophe genießen weiterhin Amt und Ehren. Und dies, obwohl ganze Industriezonen vernichtet wurden und hinreichend erwiesen ist, dass die Hauptschuldigen einflussreiche Provinzpolitiker waren, die eine zu späte Öffnung der Schleusen anordneten, damit Großbauern ihre Reisernte einholen konnten. Wenn man Beamter ist oder der Schicht der Obrigkeit angehört, ist Rechenschaftspflicht ein Fremdwort.
"Versetzung" als schärfste Bestrafung
Die schärfste Bestrafung eines Beamten ist gewöhnlich die "Versetzung" auf einen inaktiven Posten. Reiche und Einflussreiche haben den Arm des Gesetzes schon gar nie zu fürchten. Wie Vorayuth Yoovidhya, 27, der Enkel des heuer verstorbenen 88-jährigen Red-Bull-Erfinders Chaleo Yoovidhya.
Vorayuth schrammte am Montag mit seinem Ferrari das Motorrad eines Polizisten, schleifte diesen 200 Meter mit und beging Fahrerflucht. Den Täter ausfindig zu machen war einfach. Der Ferrari hinterließ eine Ölspur direkt bis zur Millionenvilla, wo der Enkel wohnt. Doch wie dies in Thailand immer wieder geschieht, verhaftete die Polizei erst einen Sündenbock. Der Fahrer der Familie versuchte, für den Clan geradezustehen. Wie viel Geld dabei floss, ist unklar.
Immerhin machte Bangkoks Polizeichef etwas Druck. Der wahre Täter, Vorayuth, wurde verhört - und kam auf Kaution wieder frei. Schließlich ist auch der Sohn von Vizepremier Chalerm Yubamrung ein Polizistenmörder. 2001 erschoss Sohn Duang laut Augenzeugen einen Polizisten und floh nach Malaysia. 2004 wurde das Verfahren aus Mangel an Beweisen eingestellt.