Statt Fragen zu beantworten, spielte Donald Trump in Pennsylvania lieber Musik: Fast 40 Minuten lang präsentierte der republikanische Präsidentschaftskandidat dem überraschten Publikum Auszüge aus seiner persönlichen Playlist, dazu schunkelte der 78-Jährige mit zufriedener Miene auf der Bühne.
Mit Erklärungsversuchen zu Trumps skurrilem Wahlkampfauftritt hielt sich Trumps Kampagnenteam am Dienstag aber nicht auf, zu verlockend schienen die Enthüllungen die zunächst der konservative Aktivist Christopher Rufo und später auch Vizepräsidentschaftskandidat JD Vance verbreitete.
Rufo hatte Vizepräsidentin Kamala Harris unter Berufung auf den selbsternannten österreichischen Plagiatsjäger Stefan Weber vorgeworfen, in ihrem 2009 veröffentlichten Buch „Smart on Crime“ nicht korrekt zitiert zu haben und mehrere Absätze ohne Hinweis auf die ursprüngliche Quelle abgeschrieben zu haben. So soll etwa eine Meldung der Nachrichtenagentur Associated Press teils wortgleich verwendet worden sein, ebenso eine Pressemitteilung einer US-Hochschule für Kriminalistik. Insgesamt sind in Harris‘ knapp 250-seitigem Buch laut dem umstrittenen Salzburger Kommunikationswissenschaftler 27 Plagiate zu finden. In seinem Gutachten kreidet Weber der Demokratin aber auch an, in Interviews über ihr Buch dieselben Worte wie im Buch selbst benutzt zu haben.
Während Blogger und US-Nachrichtenportale aus dem Rechts-Außen-Sektor die Plagiatsvorwürfe in den Stunden danach aufgeregt breittraten, sehen große US-Medien wie die „New York Times“ aber kein großes Problem auf Harris zukommen. Angesichts der Gesamtmenge an Text seien die wenigen inkriminierten Passagen keine „schwerwiegenden“ Unkorrektheiten, zitiert die Zeitung den Plagiatsexperten Jonathan Bailey.
Für ihn sind die Plagiate eher das Resultat von Fehlern als von Betrugsabsichten. So geht es bei den meisten übernommenen Sätzen um statistische Daten oder die Beschreibung von Programmen, teils werden die Quellen nicht unmittelbar, aber an anderer Stelle in der Nähe genannt.