Vor genau einem Jahr hat die palästinensische Terrororganisation rund 1.200 Menschen getötet und rund 250 Personen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Daraufhin griff Israel den Gazastreifen an, in dem die Hamas das Sagen hat. Der Gaza-Krieg forderte bisher über 41.000 Menschenleben.

Auch am ersten Jahrestag des Massakers der radikalislamischen Hamas in Israel und des dadurch ausgelösten Krieges im Gazastreifen dauern die Kämpfe in Nahost an. Aus diesem Anlass waren Arye Shalicar, Armeesprecher Israels und Salah Abdel Shafi, der palästinensische Botschafter in Wien, zu Gast bei Armin Wolf in der ZiB2.

Das Interview musste aufgrund des Luftalarms in Tel Aviv nach hinten verschoben werden, Salah Abdel Shafi musste sich in Deckung bringen und konnte erst nach einiger Zeit in das Gespräch einsteigen.

Zuvor hatte der palästinensische Botschafter Salah Abdel Shafi das Massaker am 7. Oktober als „Ergebnis israelischer Besatzungspolitik“ bezeichnet. Der Konflikt hätte vor 75 Jahren begonnen, die Palästinenser hätten 50 Jahre Besatzung hinter sich, es sei eine Geschichte des Landraubs und der Repressionen. Es hätte auch keiner den Angriff der Hamas am 7. Oktober gerechtfertigt, die Täter seien zur Rechenschaft zu ziehen, doch Israel hätte noch mehr Zivilisten umgebracht, so der palästinensische Botschafter.

In Tel Aviv ging unterdessen der Bombenalarm zu Ende und der israelische Armeesprecher Arye Shalicar konnte dazugeschaltet werden.

Arye Shalicar hätte gerne gemeinsam mit Salah Abdel Shafi den Terror vom 7. Oktober verurteilt. Natürlich wären die Lebensverhältnisse in Gaza sehr schlimm, es sei alles sehr bedauerlich, doch Israel werde aus dem Gazastreifen, dem Libanon und aus dem Jemen beschossen. Die Hamas könnte alles beenden, will sie aber nicht, da sie „kein Interesse am Wohl der Bevölkerung“ hätte.

„Dreist und frech“

Darauf konterte der palästinensische Botschafter, dass es eine Mär sei, dass die Hamas Zivilisten als Schutzschilder benutze, es sei noch nie ein Bewaffneter in einem Krankenhaus gesehen worden. Das fand wiederum Arye Shalicar „dreist und frech“, das sei „tausendfach belegt“.

Auf die Feststellung von Armin Wolf, dass Israel nicht angemessen auf den Terroranschlag der Hamas reagieren würde, versuchte Arye Shalikcar zu relativieren. Den geschätzten 40.000 Toten im Gazastreifen, 2 % der Bevölkerung, würden nicht 300 tote israelische Soldaten gegenüberstehen. Die Quote sei 1:1, 20.000 Terroristen und 20.000 Zivilisten und es würden 2000 Israelis, größtenteils Zivilisten, getötet worden sein.

„Geht es hier nur um Zahlen, Herr Wolf?“

Und erbost: „Geht es hier nur um Zahlen, Herr Wolf?“ Israel werde täglich aus allen Richtungen beschossen, von sieben, acht verschiedenen Terroromilizen. Daraufhin bezeichnete der palästinensische Botschafter Israel als einen Schurkenstaat, der mit Füßen das Völkerrecht tritt.

Und wie soll Gaza nach dem Krieg regiert werden? Auf diese letzte Frage von Armin Wolf wussten beide keine Antwort.