„Entscheidet dieses Bild die Wahl?“, titelte die Kleine Zeitung diese Woche in ihrer Montagausgabe. Über die Agenturen waren im Laufe des Sonntags Dutzende Fotos aus Butler, dem Ort des Mordanschlags auf den umstrittenen Donald Trump eingetroffen. Aber schon bald war klar: Dem Foto, auf dem der ehemalige US-Präsident und republikanische Präsidentschaftsanwärter die Faust in den Himmel reckt, ist ein Platz in der Geschichte Amerikas gewiss. Auf atemberaubende Weise verdichtet sich in der Aufnahme die Macht des Augenblicks, den der soeben um Haaresbreite der tödlichen Kugel eines Attentäters entronnene Ex-Präsident mit dem Instinkt eines politischen Vollblutpolitikers erkannte und für sich auszuschlachten wusste..

Die Geschichte ist voll von Bildern, die sich tief ins kollektive Gedächtnis der Menschen eingebrannt haben und über den Moment ihres Entstehens hinaus bis zum heutigen Tag eine fast magische Wirkung auf die Betrachterin und den Betrachter ausüben. Das gilt bereits für die Zeit vor der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert. Wer kennt etwa nicht das berühmte Gemälde von Jacques-Louis David (1748–1825), das den sterbenden französischen Revolutionär Jacques-Louis David in der Badewanne zeigt?

Der Tod des Marat, Gemälde von Jacques-Louis. David (1748-1825)
Der Tod des Marat, Gemälde von Jacques-Louis. David (1748-1825) © akg-images / picturedesk.com

Die Fotografie und ihre rasche Industrialisierung hat der Verewigung von Bildern eine eigene Dynamik gegeben. Denn ikonischen Status erlangen, also zum Mythos werden, kann ein Bild am besten, wenn es möglichst große Verbreitung findet. Und der Mythos ist dann die Form, in der die Geschichte Geschichte macht, wie der Historiker Alexander Demandt festgehalten hat.

Wie authentisch ein Bild ist, spielt dabei eine nebensächliche Rolle. Tatsächlich wurde von vielen ikonischen Fotoaufnahmen später bekannt, dass sie sorgfältig inszeniert wurden oder im Nachhinein eine Szene nachstellten, die sich auf genau diese oder ähnliche Weise ereignet hatte. Andere dieser Fotografien wiederum sind tatsächlich Schnappschüsse, die sich einzig und allein dem Umstand verdanken, dass der Fotograf am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt geistesgegenwärtig oder auch durch Zufall den Auslöser seiner Kamera betätigt hat. Was vielen von ihnen gemein ist: Sie bezeichnen meist kritische Punkte im politischen oder gesellschaftlichen Geschehen und spiegeln häufig und nicht selten gewaltsam das Aufbrechen innerer Gegensätze wider.

Wir haben zehn ikonische Fotografien ausgewählt, die zu ihrer Zeit die Menschen aufwühlten und im wahrsten Sinn des Wortes Geschichte geschrieben haben: